StZ sonstige Kreis-Seiten 25.09.1997



Noch immer kein Stadtmuseum in Herrenberg

Vorbereitungen laufen schon seit Jahrzehnten - Bisher kein Geld für den Umbau des Stiftsfruchtkastens

HERRENBERG, Kreis Böblingen. Holzgerlingen und Sindelfingen, Leonberg und selbst das kleine Deckenpfronn können damit aufwarten, doch in Herrenberg sucht man ein Stadt- oder Heimatmuseum vergebens. Dabei wäre gerade die Gäustadt mit ihrer gut erhaltenen jahrhundertealten Stadtmitte, wo in jedem Winkel noch ein wenig Stadtgeschichte lebendig zu sein scheint, wie kaum ein anderer Ort im Kreis Böblingen als Standort für ein solches Museum prädestiniert. ,,Im Grunde genommen herrscht quer durch alle Fraktionen im Gemeinderat Übereinstimmung, daß Herrenberg ein solches Museum haben sollte, die Umsetzung der Vorstellungen ist bisher aber immer am mangelnden Geld gescheitert'', so schildert Siegfried Frank, der Pressesprecher der Stadtverwaltung, die Situation. Denn alle sind sich einig, daß das Museum im ehemaligen Stiftsfruchtkasten untergebracht werden sollte. Das vor über dreihundert Jahren errichtete Gebäude, das unter Denkmalschutz steht und seit 1851 im Besitz der Stadt ist, müßte zuvor jedoch renoviert und umgebaut werden - ein Bauvorhaben, dessen Kosten auf über zehn Millionen Mark geschätzt werden. Für die nicht eben finanzkräftige Stadt stellen diese enormen Umbaukosten eine hohe Hürde dar. ,,Vorerst ist nicht abzusehen, wann wir uns an diese Aufgabe wagen können'', bedauert Frank.

Denkbar ist, daß sich Herrenberg dem großen Ziel schrittweise nähert. Teilrealisierung ist dazu das Stichwort im Rathaus. ,,Wir wollen versuchen, zunächst den Bereich des Erdgeschosses so herzurichten, daß er für Besucher geöffnet werden kann'', kündigt Frank an. An Tagestouristen ist in der Gäumetropole kein Mangel. Allein 6000 von ihnen nahmen im vorigen Jahr an geführten Stadtrundgängen teil. Nicht erfaßt in dieser Zahl sind die vielen Besucher, die die Stadt auf eigene Faust erkunden.

Schon in den 60er Jahren wurde in Herrenberg der Wunsch nach einem Ortsgeschichte-Museum laut. Nicht wenige Leute aus Herrenberg und Umgebung überließen seinerzeit dem damaligen Stadtarchivar Traugott Schmolz eine Fülle von interessanten Gegenständen aus der Stadt und dem Oberen Gäu in der Hoffnung, diese Stiftungen später im Museum wiederzusehen. Der auf drei Lagerstellen verteilte umfangreiche Fundus aus mehreren Jahrhunderten wurde vor einiger Zeit zusammen mit der Landesstelle für Museumsbetreuung gesichtet und in ein Inventarverzeichnis aufgenommen. ,,Das war ein recht aufwendiges wissenschaftliches Projekt, denn es kamen über 5000 Stücke zusammen - eine ungeheure Vielfalt'', so Stadtarchivar Dr. Roman Janssen. mn

Atrikelübersicht


© 1997 Stuttgarter Zeitung, Germany