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Noch immer kein Stadtmuseum in Herrenberg
Vorbereitungen laufen schon seit Jahrzehnten - Bisher kein Geld für
den Umbau des Stiftsfruchtkastens
HERRENBERG, Kreis Böblingen. Holzgerlingen und Sindelfingen,
Leonberg und selbst das kleine Deckenpfronn können damit
aufwarten, doch in Herrenberg sucht man ein Stadt- oder Heimatmuseum
vergebens. Dabei wäre gerade die Gäustadt mit ihrer gut
erhaltenen jahrhundertealten Stadtmitte, wo in jedem Winkel noch ein
wenig Stadtgeschichte lebendig zu sein scheint, wie kaum ein anderer
Ort im Kreis Böblingen als Standort für ein solches Museum
prädestiniert. ,,Im Grunde genommen herrscht quer durch alle
Fraktionen im Gemeinderat Übereinstimmung, daß Herrenberg
ein solches Museum haben sollte, die Umsetzung der Vorstellungen ist
bisher aber immer am mangelnden Geld gescheitert'', so schildert
Siegfried Frank, der Pressesprecher der Stadtverwaltung, die
Situation. Denn alle sind sich einig, daß das Museum im
ehemaligen Stiftsfruchtkasten untergebracht werden sollte. Das vor über
dreihundert Jahren errichtete Gebäude, das unter Denkmalschutz
steht und seit 1851 im Besitz der Stadt ist, müßte zuvor
jedoch renoviert und umgebaut werden - ein Bauvorhaben, dessen Kosten
auf über zehn Millionen Mark geschätzt werden. Für die
nicht eben finanzkräftige Stadt stellen diese enormen Umbaukosten
eine hohe Hürde dar. ,,Vorerst ist nicht abzusehen, wann wir uns
an diese Aufgabe wagen können'', bedauert Frank.
Denkbar ist, daß sich Herrenberg dem großen Ziel
schrittweise nähert. Teilrealisierung ist dazu das Stichwort im
Rathaus. ,,Wir wollen versuchen, zunächst den Bereich des
Erdgeschosses so herzurichten, daß er für Besucher geöffnet
werden kann'', kündigt Frank an. An Tagestouristen ist in der Gäumetropole
kein Mangel. Allein 6000 von ihnen nahmen im vorigen Jahr an geführten
Stadtrundgängen teil. Nicht erfaßt in dieser Zahl sind die
vielen Besucher, die die Stadt auf eigene Faust erkunden.
Schon in den 60er Jahren wurde in Herrenberg der Wunsch nach einem
Ortsgeschichte-Museum laut. Nicht wenige Leute aus Herrenberg und
Umgebung überließen seinerzeit dem damaligen Stadtarchivar
Traugott Schmolz eine Fülle von interessanten Gegenständen
aus der Stadt und dem Oberen Gäu in der Hoffnung, diese
Stiftungen später im Museum wiederzusehen. Der auf drei
Lagerstellen verteilte umfangreiche Fundus aus mehreren Jahrhunderten
wurde vor einiger Zeit zusammen mit der Landesstelle für
Museumsbetreuung gesichtet und in ein Inventarverzeichnis aufgenommen.
,,Das war ein recht aufwendiges wissenschaftliches Projekt, denn es
kamen über 5000 Stücke zusammen - eine ungeheure Vielfalt'',
so Stadtarchivar Dr. Roman Janssen. mn
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