StZ Kreis Esslingen 26.09.1997



Volunteers graben aus

,,Wo liegt denn bloß die Südostecke?''

So kann man sich täuschen: Eigentlich hatten die Hobbyarchäologen der Volunteers-Aktion im Landkreis Esslingen bei ihren neuesten Ausgrabungen im Leinfelden-Echterdinger Stadtteil Stetten ,,nur'' die südöstliche Ecke einer alten keltischen Viereckschanze freilegen wollen. Seit zwei Jahren graben die 24 freiwilligen Helfer bereits am Stadtrand von Stetten. Im letzten Jahr sind die Hobbyarchäologen dann auf eine Ecke des Schanzengrabens gestoßen. Und weil eine derartige Anlage ,,normalerweise rund 80 Meter Seitenlänge hat'', wie Peter Menzel vom Landesdenkmalamt sagt, buddelten die Volunteers in diesem Jahr eben an entsprechender Stelle weiter, um so die genaue Lage und Größe der keltischen Viereckschanze eindeutig zu bestimmen.

Tatsächlich aber sind die Ausgräber nicht auf die erhoffte Südostecke der Viereckschanze, also auf die Umwehrung eines keltischen Hofes, gestoßen, sondern auf die Reste einer bandkeramischen Siedlung. Die ist noch rund 4000 Jahre älter und stammt aus der Jungsteinzeit.

Damit haben die Volunteers im Gebiet Zeiläcker bereits Zeugnisse aus vier Kulturepochen aufgespürt: Neben der bandkeramischen Siedlung und der Keltenschanze fanden die Hobbyarchäologen aus der nachfolgenden Zeit der Römer unter anderem Fragmente eines Wandziegels und einen Topf mit Kammstrichverzierung, einen Amphorendeckel, den kleinen Teil eines Kessels und eine kleine Löwenfigur, die einst zwischen dem Griff und der Schneide eines Messers gesessen haben muß. Die Alamannen schließlich hinterließen in den Zeiläckern unter anderem eine kleine Fibel - ,,eine Gewandspange'', so Peter Menzel, ,,die bisher selten auf römisch besetztem Gebiet gefunden wurde''.

Rund zwanzig Interessierte, so erzählt Peter Löwy, der Seniorenbeauftragte von Leinfelden-Echterdingen, hätten sich vor drei Jahren auf die Ausschreibung nach freiwilligen Helfern bei der geplanten archäologischen Ausgrabung gemeldet. Doch was ursprünglich auf den begrenzten Zeitraum von vier Wochen angelegt war, entwickelte sich zum Selbstläufer: Statt wie erhofft auf die Reste eines alamannischen Grubenhauses stießen die Volunteers unter der fachkundigen Anleitung des Landesdenkmalamts auf die Teile der keltischen Viereckschanze.

Und prompt weckte die Ausgrabungsaktion des Stadtseniorenrats bei den Hobbyarchäologen - die meisten davon Ruheständler - nicht nur das erhoffte Gemeinschaftsgefühl. Unter den rüstigen Alten ist ein regelrechtes archäologisches Fieber ausgebrochen.

Bis Mitte Oktober wollen die Volunteers nun weiter an der frisch ausgebaggerten Grube graben, etwa einen bis zu zwei Meter tiefen Sondageschnitt durch den Keltengraben machen. Den Winter über werden dann die neuen Funde inventarisiert - schließlich soll es im März nächsten Jahres in der Echterdinger Filiale der Kreissparkasse eine Ausstellung mit den Schätzen aus den Zeiläckern geben. Und spätestens im nächsten Sommer wollen die Hobbyarchäologen dann auch die besagte Südostecke der Keltenschanze gefunden haben. bro

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