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Volunteers
graben aus
,,Wo liegt denn bloß die Südostecke?'' So kann man
sich täuschen: Eigentlich hatten die Hobbyarchäologen der
Volunteers-Aktion im Landkreis Esslingen bei ihren neuesten Ausgrabungen
im Leinfelden-Echterdinger Stadtteil Stetten ,,nur'' die südöstliche
Ecke einer alten keltischen Viereckschanze freilegen wollen. Seit zwei
Jahren graben die 24 freiwilligen Helfer bereits am Stadtrand von
Stetten. Im letzten Jahr sind die Hobbyarchäologen dann auf eine
Ecke des Schanzengrabens gestoßen. Und weil eine derartige Anlage
,,normalerweise rund 80 Meter Seitenlänge hat'', wie Peter Menzel
vom Landesdenkmalamt sagt, buddelten die Volunteers in diesem Jahr eben
an entsprechender Stelle weiter, um so die genaue Lage und Größe
der keltischen Viereckschanze eindeutig zu bestimmen.
Tatsächlich aber sind die Ausgräber nicht auf die erhoffte
Südostecke der Viereckschanze, also auf die Umwehrung eines
keltischen Hofes, gestoßen, sondern auf die Reste einer
bandkeramischen Siedlung. Die ist noch rund 4000 Jahre älter und
stammt aus der Jungsteinzeit.
Damit haben die Volunteers im Gebiet Zeiläcker bereits
Zeugnisse aus vier Kulturepochen aufgespürt: Neben der
bandkeramischen Siedlung und der Keltenschanze fanden die Hobbyarchäologen
aus der nachfolgenden Zeit der Römer unter anderem Fragmente
eines Wandziegels und einen Topf mit Kammstrichverzierung, einen
Amphorendeckel, den kleinen Teil eines Kessels und eine kleine Löwenfigur,
die einst zwischen dem Griff und der Schneide eines Messers gesessen
haben muß. Die Alamannen schließlich hinterließen in
den Zeiläckern unter anderem eine kleine Fibel - ,,eine
Gewandspange'', so Peter Menzel, ,,die bisher selten auf römisch
besetztem Gebiet gefunden wurde''.
Rund zwanzig Interessierte, so erzählt Peter Löwy, der
Seniorenbeauftragte von Leinfelden-Echterdingen, hätten sich vor
drei Jahren auf die Ausschreibung nach freiwilligen Helfern bei der
geplanten archäologischen Ausgrabung gemeldet. Doch was ursprünglich
auf den begrenzten Zeitraum von vier Wochen angelegt war, entwickelte
sich zum Selbstläufer: Statt wie erhofft auf die Reste eines
alamannischen Grubenhauses stießen die Volunteers unter der
fachkundigen Anleitung des Landesdenkmalamts auf die Teile der
keltischen Viereckschanze.
Und prompt weckte die Ausgrabungsaktion des Stadtseniorenrats bei
den Hobbyarchäologen - die meisten davon Ruheständler -
nicht nur das erhoffte Gemeinschaftsgefühl. Unter den rüstigen
Alten ist ein regelrechtes archäologisches Fieber ausgebrochen.
Bis Mitte Oktober wollen die Volunteers nun weiter an der frisch
ausgebaggerten Grube graben, etwa einen bis zu zwei Meter tiefen
Sondageschnitt durch den Keltengraben machen. Den Winter über
werden dann die neuen Funde inventarisiert - schließlich soll es
im März nächsten Jahres in der Echterdinger Filiale der
Kreissparkasse eine Ausstellung mit den Schätzen aus den Zeiläckern
geben. Und spätestens im nächsten Sommer wollen die
Hobbyarchäologen dann auch die besagte Südostecke der
Keltenschanze gefunden haben. bro
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