Kommunalverbände schlagen Ausdünnung der Ministerien
vor
Lange Liste von Prüfvorschlägen für
Verwaltungsreform: Schulämter schließen, Bildstellen
fusionieren - Kreise offenbar zur Abgabe von Kompetenzen bereit
luß. STUTTGART. Die kommunalen Spitzenverbände
erteilen der baden-württembergischen Landesregierung
Nachhilfe bei der Verwaltungsreform. Daß Städte-,
Gemeinde- und Landkreistag unzufrieden mit den Anstrengungen der
Landesregierung sind, ihre Verwaltung zu modernisieren und zu
straffen, ist beim Streit ums Geld in den vergangenen Monaten
immer wieder deutlich geworden. Jetzt aber treten die Repräsentanten
der Kommunen dem für die Verwaltungsreform zuständigen
Innenminister Thomas Schäuble (CDU) auf die Füße
und legen eine lange Liste von konkreten Prüfvorschlägen
vor. Ihr Urteil über die bisherigen Reformbestrebungen des
Landes fällt im Ton zwar freundlich, in der Sache aber
kritisch aus. ¸¸Die erreichten Schritte der
Verwaltungsreformkommission sind zwar anzuerkennen, reichen aber
bei weitem nicht aus'', schreiben die Präsidenten Eugen
Schmid (Städte), Otwin Brucker (Gemeinden) und Edgar Wais
(Landkreise) in einer Mitteilung. Sie speisten ihre Liste gestern
bei der Sitzung der Verwaltungsreformkommission ein. Nach Angaben
des Innenministeriums besteht großeÜbereinstimmung in
der Bewertung der Probleme. Die Vorschläge seien weitgehend
identisch mit den Überlegungen im eigenen Hause. ¸¸Da
ziehen alle an einem Strang'', so das Innenministerium.
Ein großes Reform- und Sparpotential sehen die Verbände
offenkundig bei den Ministerien. Einer der Hauptpunkte im
Vorschlagskatalog der Spitzenverbände ist, daß die
Landesministerien sich auf ihre Hauptaufgaben konzentrieren
sollen, zum Beispiel die politische Führung und die
Normengebung. Die Umsetzung von Entscheidung wollen die kommunalen
Verbände anderen Verwaltungsebenen übertragen wissen.
Dabei setzen sie darauf, so viele Aufgaben wie möglich auf
die unteren staatlichen Behörden und auf die Kommunen zu
verlagern.
Mittel- und Sonderbehörden - dazu zählen
beispielsweise Regierungspräsidien, Landwirtschaftsämter,
Oberschulämter und Gewerbeaufsichtsämter - sollen stärker
gebündelt werden. Prinzipiell soll es nach Auffassung der
Verbände jeweils nur eine Entscheidungs- und Aufsichtsebene
geben. Außerdem sollen die Ministerien ihre Kontrollfunktion
auf das Nötigste beschränken und sich, wo immer es möglich
ist, auf die Rechtsaufsicht beschränken; Fachaufsicht müssen
die Ministerien nach Auffassung der Spitzenverbände nur im
Ausnahmefall leisten.
Einige Behörden wollen die Verbände ganz abschaffen.
So wollen sie die staatlichen Schulämter auflösen und
statt dessen den Schulen mehr Handlungsfreiheit und Kompetenz einräumen.
Die Gewerbeaufsicht solle den Stadt- und Landkreisen übertragen
werden. Geschlossen werden sollten nach Auffassung der kommunalen
Spitzenverbände auch die Außenstellen des
Landesdenkmalamtes; die Bezirkskonservatoren seien besser bei den
Stadt- und Landkreisen oder den Regierungspräsidien
angesiedelt. Die vier Bezirksstellen für Naturschutz wollen
die Verbände in die Regierungspräsidien integrieren;
auch den Gewässerschutz sehen sie bei Regierungspräsidien
und Kreisen besser aufgehoben. Zudem sollten die Württembergische
Landesbildstelle und ihr badisches Pendant fusioniert werden.
Stadt- und Landkreise sollen nach den Vorstellungen der Verbände
Planung und Unterhalt von Kreis- und Landstraßen übernehmen.
Gleichzeitig haben die Landkreise sich bereit erklärt, die
Kreis- und Gemeindeverbindungsstraßen und die dazugehörigen
Finanzmittel an die Gemeinden abzutreten. Auch Kindergärten
und Altenpflege wollen die Landkreise den Gemeinden überlassen.
Wichtig ist Städte-, Gemeinde- und Landkreistag auch die
Einführung des sogenannten ¸¸Standard-Controlling''.
Dabei sollen Gesetze, Vorschriften und Standards, die vom Land
erlassen werden, grundsätzlich auf ihre Folgen überprüft
werden. Sollten geplante Neuregelungen die unteren Verwaltungsbehörden
über Gebühr belasten, sollten sie nach Ansicht der Verbände
nicht einmal als Vorlage für den Ministerrat zugelassen,
geschweige denn beschlossen werden.
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