|
Gemeinderat
und Verwaltung haben Kompromiß gefunden
Gelungene Rettungsaktion für städtisches Museum
Ausstellungsstätte darf vorerst im Kulturzentrum bleiben -
Jägerhofpalais soll verkauft werden - Was wird aus der
Erweiterung der Bibliothek?
LUDWIGSBURG. Der Fortbestand des städtischen Museums, bei
der Etatdebatte von der CDU-Fraktion noch grundsätzlich in
Frage gestellt, ist vorerst gesichert. Die kleine, aber feine
Sammel- und Ausstellungsstätte kann bis auf weiteres an ihrem
angestammten Platz im Kulturzentrum bleiben. Das hat der
Gemeinderat im Zusammenhang mit der bevorstehenden Sanierung des
mehr als dreißig Jahre alten Kulturhauses beschlossen. Die
am 1. April beginnenden Sanierungsarbeiten, die endlich die lange
geforderten Sicherheitsbestimmungen für das Haus erfüllen
und die marode Haustechnik erneuern sollen, sind technisch so
ausgerichtet,daß alle Möglichkeiten für das Museum
offenbleiben: Es kann auf Dauer an seinem Platz bleiben oder seine
Fläche für die geplante Erweiterung der Bibliothek räumen
und sich in einem anderen Gebäude etablieren.
Nachdem die Christdemokraten ihre Forderung zurückgezogen
haben, das Museum aus Kostengründen ganz zu schließen,
ist der jetzt mit den Stimmen der CDU gefundene Kompromiß
ein Erfolg für alle jene Kräfte im Rathaus, die der
Barockstadt die Blamage ersparen wollten, vor dem großen
Stadt- und Schloßjubiläum das Stadtmuseum zu schließen.
Praktisch bedeutet der jüngste Beschluß des
Gemeinderates allerdings, daß sich das Gremium ohne öffentliche
Debatte von seinem Grundsatzbeschluß verabschiedet hat, das
Museum im Jahre 2000 ins Jägerhofpalais an der Schorndorfer
Straße umzusiedeln. Die Planungen für den Umbau des
stadteigenen Gebäudes waren soweit gediehen, daß das
Nutzungskonzept für das Museum im Frühjahr 1998 dem
Gemeinderat vorgestellt werden sollte. Mit der Justizverwaltung,
die das Gebäude bisher nutzt, ist vereinbart worden, daß
sie bis August 1998 auszieht und sich in der Schorndorfer Straße
28 neu einrichtet. Inzwischen sind alle Museumspläne für
das Jägerhofpalais abgeblasen, die 4,6 Millionen Mark für
den Museumsumbau sind aus dem Investitionsetat gestrichen.
Stadtverwaltung und Gemeinderat haben sich geeinigt , das
historische Gebäude an der Schorndorfer Straße so
schnell wie möglich zu verkaufen. Die Hoffnung auf diesen
Millionenerlös und die Tatsache, daß vorerst kein Geld
notwendig ist, um ein neues Domizil für das Museum zu
schaffen, hat die CDU veranlaßt, die geforderte Schließung
der Sammelstätte aus ihrem Sparkonzept zu tilgen. Wie schnell
sich allerdings das Ende der in den achtziger Jahren für mehr
als sieben Millionen Mark sanierte Barockgebäude verkaufen läßt,
steht in den Sternen. Schon vor Jahren hat die Stadt vergeblich
versucht, das Haus zu verkaufen.
Der jetzt vom Gemeinderat gefaßte Sanierungsbeschluß
für das Kulturzentrum hat auch Konsequenzen für die
Stadtbibliothek. Solange dem Museum Bleiberecht im Kulturzentrum
eingeräumt wird, kann die ursprünglich vorgesehene großzügige
Erweiterung der Lesestätte nicht umgesetzt werden. CDU und
FWV haben ihre Absicht bekräftigt, Museum und Bücherei
weiterhin unter einem Dach zu lassen. Demgegenüber wollen SPD
und Bündnis 90/Die Grünen an dem Ziel festhalten, das
Angebot der Bibliothek räumlich zu erweitern und für das
Museum ein neues Domizil zu suchen. Die Grünen haben
bekanntlich angeregt, die alten Kasernengebäude am Rande des
Mathildenareals auf ihre Eignung als neuen Standort für
Museum und Stadtarchiv zu untersuchen. Die städtischen Planer
prüfen dies und wollen dem Gemeinderat noch in diesem Jahr
das Ergebnis vorlegen. orn
|