StZ Stuttgart 10.03.1998

 

Mauerwerk stammt aus dem 12. oder 13. Jahrhundert

Burg unter dem alten Schloß gibt Rätsel auf

Spekulationen um Bauherrn: Bruno von Beutelsbach oder Hugo von Stuttgart? - Denkmalamt will Datierung abwarten

¸¸Die Mauerreste, die unter dem Alten Schloß gefunden wurden, sind eine archäologische Sensation'', sagt der bekannte Landesgeschichtler Gerhard Raff. Entdeckt wurden nämlich nicht die Überbleibsel eines kleinen Baus, sondern einer Wasserburg - fast so groß wie das Alte Schloß selbst. ¸¸Stuttgart könnte deshalb im 12. oder 13. Jahrhundert wesentlich bedeutender gewesen sein, als bisher angenommen'', so Raff.

Die Stadtgeschichte aus dieser Zeit ist noch weitgehend unbekannt. Der Name der Landeshauptstadt etwa taucht erstmals im Zusammenhang mit einem gewissen Hugo von Stuttgart auf. Von diesem Edelmann weiß man bisher nichts, außer daß er im 12. Jahrhundert ein Gönner des Klosters Hirsau war. Ein ansonsten unbedeutender Adeliger, wie man bisher annahm. ¸¸Hugo aber'', so Volker Himmelein, der Direktor des Württembergischen Landesmuseums, könnte der Bauherr der jetzt entdeckten Burg sein.'' Dann wäre er alles andere als ein kleiner Edelmann gewesen.

Harald Schäfer, der für die Auswertung der Funde im Schloß zuständige Denkmalschützer, hält von solchen Spekulationen aber nichts. ¸¸Zunächst muß die Datierung des Baus gesichert sein, bevor wir das Archivmaterial sichten'', sagt er.

¸¸Um das Alter zu bestimmen, bedarf es gründlicher Recherche'', sagt sein Mitarbeiter Uwe Groß. Die Form der gefundenen Buntsandsteine oder deren Bearbeitung könnten Aufschluß geben. Bestimmte Steinmetzwerkzeuge, etwa Scharriereisen oder Zahnflechen seien zum Beispiel nur zu bestimmten Zeiten eingesetzt worden. Laut Schäfer sollen die Funde nochmals dokumentiert - fotografiert und vermessen werden.

In jedem Fall sind jetzt die Thesen eines Pioniers der Baugeschichte des Schlosses bestätigt. Gerhard Wein hat bereits in den 60er Jahren, als die Heizungsanlage des Baus saniert wurde, altes Mauerwerk im Schloßhof gefunden. Damals hat er auf eine größere Burg geschlossen. ¸¸Bis zur jetzigen Entdeckung war das bloß eine These'', so Schäfer.

Wein selbst hatte auch bereits über den möglichen Erbauer spekuliert. In den Quellen etwa taucht ein Bruno von Beutelsbach, ehemaliger Abt von Hirsau, auf. Eine Gestalt, ¸¸so nebulös wie die Geschichte der Wasserburg selbst'', sagt Gerhard Raff. Außerdem gibt es noch einen Bruno von Calw, der mit Hugo verwandt war und auch als Bauherr in Frage kommt.

¸¸Unter dem Schloß schlummern noch archäologische Schätze'', weiß Schäfer. Auf weitere Grabungen aber müsse man verzichten, um den Bau zu erhalten. rau