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Neue Keltenschätze aus dem Glauberg
Kopf einer weiteren Fürstenstatue gefunden - Hessen plant
Ausstellung im Jahr 2001
Luftaufnahmen brachten es Ende der achtziger Jahre an den Tag.
Sie dokumentierten auf dem Glauberg, rund dreißig Kilometer
nordöstlich von Frankfurt, einen Kreisgraben mit einem
Durchmesser von siebzig Metern. Die sich farblich von der Umgebung
absetzende Fläche auf diesem Teil des Ackers ließ
vermuten, der Graben könne einen frühkeltischen Fürstengrabhügel
umschließen. Die Erwartungen des hessischen Landesamtes für
Denkmalpflege sollten sich während der Ausgrabungen in den
Jahren 1994/95 durch den Fund von zwei mit wertvollen Beigaben
ausgestatteten Fürstengräbern aus dem fünften
Jahrhundert vor Christus in einer Weise bestätigen, wie es
sich kein Archäologe erträumt hatte. Darüber hinaus
ließen die Luftaufnahmen ein überdimensionales Monument
erkennen, das wegen der zu ihm hinführenden, dreihundertfünfzig
Meter langen und zehn Meter breiten, von Gräben begrenzten
Prozessionsstraße, so der Landesarchäologe Fritz-Rudolf
Herrmann, ¸¸ohne Beispiel in der keltischen Welt ist und
nirgendwo einen Vergleich findet''.
Doch damit noch nicht genug der Geheimnisse, die der Glauberg
bisher freigab: Einer Sensation gleich kam 1996 der Fund der
lebensgroßen Statue eines frühkeltischen Fürsten
aus blaßrotem Sandstein in einem ¸¸heiligen
Bezirk'' außerhalb des Kreisgrabens. Die bis auf die
abgebrochenen Füße vollständig erhaltene, unbeschädigte
und etwa 2500 Jahre alte Großplastik mit stilisiertem
Gesicht, herabhängendem Schnurrbart, Kinnbart und Blattkrone
mißt 1,86 Meter und wiegt 230 Kilogramm. Zahlreiche
Fragmente einer zweiten, gleich gestalteten und bereits in antiker
Zeit zerschlagenen Statue aus demselben Material ergänzen
mittlerweile den einmaligen Fund.
Und nach dem Ende der Ausgrabungen - die Gruben waren längst
wieder zugeschüttet worden - legte ein Landwirt im November
1997 bei der Feldbestellung den gut erhaltenen Kopf einer
weiteren, den anderen Figuren gleichenden Fürstenstatue aus
weißgrauem Sandstein frei. Der Fund wurde jetzt erstmals der
Öffentlichkeit vorgestellt. Die Spuren der Egge, die das
Relikt dem Boden förmlich entrissen hat, waren in der
Werkstatt des Landesamtes denn auch deutlich zu erkennen. Nach der
bisherigen Planung soll der hessische Keltenschatz erstmals vollständig
im Jahr 2001 zu bewundern sein.
Vermutungen, die detailreiche Steinplastik des Fürsten mit
herausgearbeitetem Schwert, ovalem Schild sowie Hals-, Arm- und
Fingerring sei wegen der ähnlichen Beigaben für einen
der beiden Toten auf dem Glauberg dessen Abbild, widerspricht der
Archäologe Herrmann. Er glaubt vielmehr, ein ¸¸vergöttlichtes
Idealbild'' aus der Zeit vor 2500 Jahren vor sich zu haben. Es
deute alles darauf hin, ¸¸daß dieser Bezirk einem
Ahnenkult diente''. Dafür sprächen auch die Bruchstücke
der völlig gleich gestalteten zweiten Statue.
Sicher ist sich Herrmann in seiner Einschätzung, daß
die bisherigen Forschungsergebnisse und auch der Kopf der dritten
Statue die starke ¸¸überregionale Bedeutung des
Glaubergs und der Fürsten, die von hier aus in frühkeltischer
Zeit im fünften Jahrhundert vor Christus ein großes
Gebiet beherrschten'', dokumentieren. Der Landesarchäologe
ist überzeugt: ¸¸Der Glauberg bildete in der frühkeltischen
Welt ein Machtzentrum zwischen Frankreich und Böhmen, wie es
noch vor wenigen Jahren niemand hatte vermuten können''.
Was die Experten bisher an Grabbeilagen und Schmuck geborgen
haben, ob den 175 Gramm schweren, reich verzierten Goldhalsring,
goldene Ringe, eine Röhren- oder eine Schnabelkanne aus
Bronze, es läßt für die erste Landesausstellung im
Jahr 2001 viel erwarten. Bis dahin dürfte auch die vom
Austrocknen bedrohte und fragile Fürstenstatue gereinigt
sein, bei der Herrmann nach wie vor wegen der vermuteten Bemalung
nach Farbpigmenten sucht. Um die wertvolle Originalstatue in
Besitz zu bekommen, hat das Land den Bauern, auf dessen Acker sie
geborgen wurde, bereits mit mehr als hunderttausend Mark entschädigt.
Heinrich Halbig
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