StZ Aus Baden-Württemberg 25.03.1998

 

Die Mauern des Heidelberger Schlosses wanken

Terrassen und Kasematten beginnen zu zerfallen - Teuere Sanierung - Historischer Garten wird erneuert

joe. HEIDELBERG. Auch am Heidelberger Schloß, Deutschlands berühmtester Ruine und Ziel von rund 1,2 Millionen zahlenden Besuchern im Jahr, geht die Zeit nicht spurlos vorüber. Immer öfter geraten am ehemaligen Wohnsitz der Fürsten der Kurpfalz Mauern unter Druck und gehen aus den Fugen. Wegen ¸¸bedrohlicher Risse'' an den Bögen der Ostkasematten, die in den vergangenen Jahren mit zunehmender Geschwindigkeit entstanden waren, wurde jetzt aus Sicherheitsgründen ein Teil des beliebten Friesenbergwegs am Fuß der Kasematten gesperrt. Die Bögen wurden wegen Einsturzgefahr provisorisch abgestützt.

Hier sei ¸¸Gefahr im Verzug'', erklärte der Leiter des Staatlichen Vermögens- und Hochbauamtes Mannheim, Siegfried Kendel, bei einer Pressekonferenz. Die Stützmauern sollen daher in den nächsten zwei Jahren für mehr als neun Millionen Mark saniert werden. Bereits seit längerem verdeckt ein Gerüst die zwölf Meter hohe Mauer am Ende der Bäderterrasse im Schloßgarten. Sie hatte sich unter dem Druck des dahinter liegenden Erdreichs und der darüber führenden Straße um 30 Zentimeter nach vorn geneigt. Knapp sechs Millionen Mark hat es gekostet, um sie wieder standsicher zu machen und das Erdreich mit Hilfe riesiger Nägel und Beton zu verfestigen. Ein großer Teil der historischen Mauer wurde bei den dafür nötigen Bohrungen zerstört und muß nun mit neuen Steinen ausgebessert werden. Die Sanierung soll in einem Jahr abgeschlossen sein.

Doch es gibt auch erfreuliche Nachrichten: Im vorderen Teil des Schloßparks wird zur Zeit der ehemalige Stückgarten - in ihm standen die großen Kanonen der Kurfürsten - neu bepflanzt. Der Orkan ¸¸Wiebke'' hatte hier Anfang 1990 die meisten alten Bäume umgeworfen. Jetzt haben die Gartenplaner bei der Oberfinanzdirektion Karlsruhe entschieden, den Garten nach der Vorlage des sogenannten Metzgerplans aus dem Jahr 1826 neu anzulegen. Mit beliebten Gehölzen des 19. Jahrhunderts, wie Maul- und Vogelbeere, Zürgelbaum und Säuleneiche soll das jetzt freistehende Elisabethtor wieder einen ¸¸würdigen Rahmen'' und der gesamte Gartenteil einen abgeschlosseneren Charakter bekommen. Bis Ostern soll die Pflanzaktion abgeschlossen sein.

20 Millionen Mark hat das Land in den vergangenen zehn Jahren ausgegeben, um das Heidelberger Schloß zu erhalten. Maßnahmen für weitere 20 Millionen sind derzeit im Gang. Dazu gehören die Sanierung des Apothekerturms und die Einrichtung eines neuen Schloßmuseums im Friedrichsbau. Eine gewisse Erleichterung für den Schloßetat soll hingegen eine kleine Schafherde bringen. Sie werde, kündigte die Verwaltung an, unterhalb der Scheffelterrasse im Steilhang ¸¸ökonomisch und ökologisch sinnvoll'' die Rasenpflege übernehmen.