Die Mauern des Heidelberger Schlosses wanken
Terrassen und Kasematten beginnen zu zerfallen - Teuere
Sanierung - Historischer Garten wird erneuert
joe. HEIDELBERG. Auch am Heidelberger Schloß, Deutschlands
berühmtester Ruine und Ziel von rund 1,2 Millionen zahlenden
Besuchern im Jahr, geht die Zeit nicht spurlos vorüber. Immer
öfter geraten am ehemaligen Wohnsitz der Fürsten der
Kurpfalz Mauern unter Druck und gehen aus den Fugen. Wegen ¸¸bedrohlicher
Risse'' an den Bögen der Ostkasematten, die in den
vergangenen Jahren mit zunehmender Geschwindigkeit entstanden
waren, wurde jetzt aus Sicherheitsgründen ein Teil des
beliebten Friesenbergwegs am Fuß der Kasematten gesperrt.
Die Bögen wurden wegen Einsturzgefahr provisorisch abgestützt.
Hier sei ¸¸Gefahr im Verzug'', erklärte der
Leiter des Staatlichen Vermögens- und Hochbauamtes Mannheim,
Siegfried Kendel, bei einer Pressekonferenz. Die Stützmauern
sollen daher in den nächsten zwei Jahren für mehr als
neun Millionen Mark saniert werden. Bereits seit längerem
verdeckt ein Gerüst die zwölf Meter hohe Mauer am Ende
der Bäderterrasse im Schloßgarten. Sie hatte sich unter
dem Druck des dahinter liegenden Erdreichs und der darüber führenden
Straße um 30 Zentimeter nach vorn geneigt. Knapp sechs
Millionen Mark hat es gekostet, um sie wieder standsicher zu
machen und das Erdreich mit Hilfe riesiger Nägel und Beton zu
verfestigen. Ein großer Teil der historischen Mauer wurde
bei den dafür nötigen Bohrungen zerstört und muß
nun mit neuen Steinen ausgebessert werden. Die Sanierung soll in
einem Jahr abgeschlossen sein.
Doch es gibt auch erfreuliche Nachrichten: Im vorderen Teil des
Schloßparks wird zur Zeit der ehemalige Stückgarten -
in ihm standen die großen Kanonen der Kurfürsten - neu
bepflanzt. Der Orkan ¸¸Wiebke'' hatte hier Anfang 1990
die meisten alten Bäume umgeworfen. Jetzt haben die
Gartenplaner bei der Oberfinanzdirektion Karlsruhe entschieden,
den Garten nach der Vorlage des sogenannten Metzgerplans aus dem
Jahr 1826 neu anzulegen. Mit beliebten Gehölzen des 19.
Jahrhunderts, wie Maul- und Vogelbeere, Zürgelbaum und Säuleneiche
soll das jetzt freistehende Elisabethtor wieder einen ¸¸würdigen
Rahmen'' und der gesamte Gartenteil einen abgeschlosseneren
Charakter bekommen. Bis Ostern soll die Pflanzaktion abgeschlossen
sein.
20 Millionen Mark hat das Land in den vergangenen zehn Jahren
ausgegeben, um das Heidelberger Schloß zu erhalten. Maßnahmen
für weitere 20 Millionen sind derzeit im Gang. Dazu gehören
die Sanierung des Apothekerturms und die Einrichtung eines neuen
Schloßmuseums im Friedrichsbau. Eine gewisse Erleichterung für
den Schloßetat soll hingegen eine kleine Schafherde bringen.
Sie werde, kündigte die Verwaltung an, unterhalb der
Scheffelterrasse im Steilhang ¸¸ökonomisch und ökologisch
sinnvoll'' die Rasenpflege übernehmen.
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