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Rettung
für Schloß Ramsberg: Land und Denkmalstiftung springen
mit 1,16 Millionen Mark ein
"Schloßherr zu werden, ist nicht empfehlenswert"
Hilfe als späte Anerkennung für die geleistete Arbeit
- Eigentümerin kann die aufwendige Sanierung des Mauerwerks an
beiden Giebeln nicht finanzieren
DONZDORF, Kreis Göppingen. Schon im schneereichen Winter
des vergangenen Jahres waren die Denkmalschützer in Sorge um
Schloß Ramsberg. Die gestuften, hohen Giebel des dreistöckigen
Steinhauses sind akut einsturzgefährdet.Wie ein stolzer
Reiter sitzt der mächtige Palas auf der äußersten
Spitze des langen, gegen das Lautertal vorspringenden, vom
Rechberg herziehenden Bergrückens zwischen Süßen
und Donzdorf. Die bange Frage im vergangenen Winter war, ob das
Dach unter der Schneelast nachgeben würde.
Das meterdicke Mauerwerk der Giebelwände drückt nach
außen. Durch einen Spalt dringt der Regen ungehindert vom
First bis in das frühgotische Kellergewölbe ein. Die
Hilfe weiter hinauszuzögern, wäre gefährlich
gewesen. Aus diesem Grund haben dieser Tage das Land und die
Denkmalstiftung 1,16 Millionen Mark für die Sicherung der
Burg bereitgestellt. Die Bauarbeiten beginnen noch im Sommer. Vor
Einbruch des Winters soll das Gemäuer wieder sicher stehen.
Dabei dient der Millionenaufwand allein dem Erhalt der
Bausubstanz. Um das Gebäude von Grund auf zu sanieren und
alle Stockwerke bewohnbar zu machen, wären nach Schätzung
von Experten mindestens fünf Millionen Mark notwendig.
Ruth Borst, die Schloßherrin, verfügt nicht über
soviel Geld. Nicht einmal die Mittel für die einfache
Sanierung hätte die Witwe aus eigener Kraft aufbringen können.
Die 75jährige bewohnt mit ihren zwei Hunden vier Zimmer im
ersten Stock. In den Geschossen darüber befindet sich - seit
mehr als einem Jahrzehnt - eine Baustelle, die sichtlich von einem
Tag auf den anderen verlassen wurde. Die Arbeit blieb liegen, als
Ehemann Adolf Borst, ein genialer Erfinder und glückloser
Unternehmer, 1984 starb. Das Ehepaar Borst hatte das Schloß
1972 von den Grafen Rechberg erworben. In den siebziger Jahren
beschäftigten die beiden zeitweise bis zu fünf
Handwerker, die das völlig heruntergekommene Gemäuer,
das zu Beginn weder Heizung noch Abwasserleitungen besaß,
herrichten sollten. Als die Krankheit kam und unternehmerischer Mißerfolg
sich einstellte, fehlte das Geld, um die Sanierung zu beenden. Die
Borsts hatten Millionen in das Schloß gesteckt und sich
dabei finanziell verausgabt. Heute zieht Ruth Borst die bittere
Bilanz: ,,Ein Schloß zu kaufen, das kann man niemandem
empfehlen.'' So ein Bau sei ein Faß ohne Boden.
Es ist ein absoluter Sonderfall, daß nun auf Bitten der
Kreisverwaltung das Land und die Denkmalstiftung für die
Sicherung der Burg aufkommen. Unter normalen Umständen
bewilligt das Land eine Förderung nur, wenn sich der Eigentümer
mit mindestens 20 Prozent an den Kosten beteiligt. Dies war Ruth
Borst nicht möglich. Die fehlenden 20 Prozent steuert die
private Denkmalstiftung bei. Mit diesem für die kleine
Stiftung ungewöhnlich hohen Engagement werde die Arbeit
anerkannt, die die Borsts jahrelang geleistet haben, sagt Michael
Lang, Vertreter der unteren Denkmalbehörde im Landratsamt.
Die Freude bei Ruth Borst ist dennoch getrübt. Es tue weh
mitanzusehen, wie aus ihrem Lebenswerk eine Behördensache
werde, sagt sie.
Schloß Ramsberg, das wie Staufeneck und Hohenrechberg in
den Kreis der Ministerialburgen rings um den Hohenstaufen gehört,
dürfte nach der Soforthilfe einstweilen vor dem Verfall
bewahrt sein. Wie die Anlage sinnvoll genutzt werden könnte,
bleibt weiter offen. Nach dem Tod ihres Mannes hat Ruth Borst
vergeblich einen Käufer für die Burg und die Stallungen
gesucht. Pläne für den Einbau von Appartements waren
bereits genehmigt. Das 25 Millionen Mark teure Projekt, direkt über
dem Donzdorfer Golfplatz, wurde aber nie verwirklicht.svo
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