StZ sonstige Kreis-Seiten 17.04.1998

 

Rettung für Schloß Ramsberg: Land und Denkmalstiftung springen mit 1,16 Millionen Mark ein

"Schloßherr zu werden, ist nicht empfehlenswert"

Hilfe als späte Anerkennung für die geleistete Arbeit - Eigentümerin kann die aufwendige Sanierung des Mauerwerks an beiden Giebeln nicht finanzieren

DONZDORF, Kreis Göppingen. Schon im schneereichen Winter des vergangenen Jahres waren die Denkmalschützer in Sorge um Schloß Ramsberg. Die gestuften, hohen Giebel des dreistöckigen Steinhauses sind akut einsturzgefährdet.Wie ein stolzer Reiter sitzt der mächtige Palas auf der äußersten Spitze des langen, gegen das Lautertal vorspringenden, vom Rechberg herziehenden Bergrückens zwischen Süßen und Donzdorf. Die bange Frage im vergangenen Winter war, ob das Dach unter der Schneelast nachgeben würde.

Das meterdicke Mauerwerk der Giebelwände drückt nach außen. Durch einen Spalt dringt der Regen ungehindert vom First bis in das frühgotische Kellergewölbe ein. Die Hilfe weiter hinauszuzögern, wäre gefährlich gewesen. Aus diesem Grund haben dieser Tage das Land und die Denkmalstiftung 1,16 Millionen Mark für die Sicherung der Burg bereitgestellt. Die Bauarbeiten beginnen noch im Sommer. Vor Einbruch des Winters soll das Gemäuer wieder sicher stehen. Dabei dient der Millionenaufwand allein dem Erhalt der Bausubstanz. Um das Gebäude von Grund auf zu sanieren und alle Stockwerke bewohnbar zu machen, wären nach Schätzung von Experten mindestens fünf Millionen Mark notwendig.

Ruth Borst, die Schloßherrin, verfügt nicht über soviel Geld. Nicht einmal die Mittel für die einfache Sanierung hätte die Witwe aus eigener Kraft aufbringen können. Die 75jährige bewohnt mit ihren zwei Hunden vier Zimmer im ersten Stock. In den Geschossen darüber befindet sich - seit mehr als einem Jahrzehnt - eine Baustelle, die sichtlich von einem Tag auf den anderen verlassen wurde. Die Arbeit blieb liegen, als Ehemann Adolf Borst, ein genialer Erfinder und glückloser Unternehmer, 1984 starb. Das Ehepaar Borst hatte das Schloß 1972 von den Grafen Rechberg erworben. In den siebziger Jahren beschäftigten die beiden zeitweise bis zu fünf Handwerker, die das völlig heruntergekommene Gemäuer, das zu Beginn weder Heizung noch Abwasserleitungen besaß, herrichten sollten. Als die Krankheit kam und unternehmerischer Mißerfolg sich einstellte, fehlte das Geld, um die Sanierung zu beenden. Die Borsts hatten Millionen in das Schloß gesteckt und sich dabei finanziell verausgabt. Heute zieht Ruth Borst die bittere Bilanz: ,,Ein Schloß zu kaufen, das kann man niemandem empfehlen.'' So ein Bau sei ein Faß ohne Boden.

Es ist ein absoluter Sonderfall, daß nun auf Bitten der Kreisverwaltung das Land und die Denkmalstiftung für die Sicherung der Burg aufkommen. Unter normalen Umständen bewilligt das Land eine Förderung nur, wenn sich der Eigentümer mit mindestens 20 Prozent an den Kosten beteiligt. Dies war Ruth Borst nicht möglich. Die fehlenden 20 Prozent steuert die private Denkmalstiftung bei. Mit diesem für die kleine Stiftung ungewöhnlich hohen Engagement werde die Arbeit anerkannt, die die Borsts jahrelang geleistet haben, sagt Michael Lang, Vertreter der unteren Denkmalbehörde im Landratsamt. Die Freude bei Ruth Borst ist dennoch getrübt. Es tue weh mitanzusehen, wie aus ihrem Lebenswerk eine Behördensache werde, sagt sie.

Schloß Ramsberg, das wie Staufeneck und Hohenrechberg in den Kreis der Ministerialburgen rings um den Hohenstaufen gehört, dürfte nach der Soforthilfe einstweilen vor dem Verfall bewahrt sein. Wie die Anlage sinnvoll genutzt werden könnte, bleibt weiter offen. Nach dem Tod ihres Mannes hat Ruth Borst vergeblich einen Käufer für die Burg und die Stallungen gesucht. Pläne für den Einbau von Appartements waren bereits genehmigt. Das 25 Millionen Mark teure Projekt, direkt über dem Donzdorfer Golfplatz, wurde aber nie verwirklicht.svo