Esslinger Gebäude-Rochade ist fraglicher denn je
Zweifel an der Eignung des Amtsgerichts als Technisches Rathaus
- Fraktionen dringen auf Nutzungskonzepte
ESSLINGEN. ¸¸Da muß rasch etwas geschehen'',
hatte Justizminister Ulrich Goll im vergangenen Juli bei einer
Besichtigung des Amtsgerichts in der Esslinger Ritterstraße
noch erklärt. Das alte reichsstädtische Rathaus, in dem
derzeit noch Justitia waltet, senkt sich zusehends in Richtung Roßneckar
ab, Risse in dem baufälligen Gebäude sind die Folge.
Weiteres Zuwarten sei der Justizbelegschaft nicht zuzumuten, hatte
deren oberster Dienstherr damals angemerkt. Doch getan hat sich
seitdem leider überhaupt nichts. Im Esslinger Gemeinderat wächst
derweil verständlicherweise die Ungeduld.
Bereits im Sommer 1996 waren die Asylbewerber, die bis dahin im
ehemaligen Schelztor-Gymnasium untergebracht waren, nach Mettingen
ausquartiert worden. Grund für die Eile war ein Grundstückstausch,
den Stadt und Land angepeilt hatten: Das Amtsgericht, so die Überlegung,
sollte künftig auf dem Schelztor-Areal untergebracht, das
ehemalige Schulgebäude zuvor abgerissen werden.
In dem Barockgebäude in der Ritterstraße sollte dafür
im Gegenzug dafür das Technische Rathaus unterkommen, nachdem
dessen Domizil im Tausch gegen die frühere John-F.-
Kennedy-Schule an den Kreis gegangen war.
Im Stuttgarter Finanzministerium ist man nach wie vor
zuversichtlich, daß der Deal zustande kommt. Offen ist
bislang freilich, wer für die Sanierungskosten des im
Landesbesitz befindlichen reichsstädtischen Rathauses
aufkommt. 25 Millionen Mark sind dafür veranschlagt, wobei,
wenn es nach der Stadt geht, den Löwenanteil das Land übernehmen
sollte.
Zusagen freilich liegen noch nicht vor, wie auch die
Landtagsabgeordnete Christa Vossschulte einräumen muß,
die gleichwohl dem Land bescheinigt, seine Hausaufgaben gemacht zu
haben, und jetzt die Stadt am Zug sieht.
Daß jetzt freilich das Landesdenkmalamt, das demnächst
nach einem neuen Domizil suchen muß, ein Auge auf das
Schelztor-Areal geworfen hat, löste auch im federführenden
Finanzministerium durchaus Überraschung aus.
Am kommenden Donnerstag wollen sich Ministeriale mit den
Denkmalschützern zusammensetzen, um über den Umzug der
Behörde zu reden - und darüber, ob dann für das
Amtsgericht überhaupt noch ausreichend Platz bliebe.
In Esslingen wachsen derweil die Zweifel, ob das reichsstädtische
Rathaus überhaupt für die Unterbringung des Technischen
Referats geeignet wäre - zumal wenige Meter entfernt, im
Verwaltungsbau der Neckarwerke, möglicherweise geeignete Büroräume
zur Verfügung stünden.
Statt dessen denkt man bei der CDU an die Unterbringung der städtischen
Galerie, des Standesamts oder auch von Gaststätten in dem Gebäude
- purer Aktionismus, kritisiert die SPD. ¸¸Ständig
neue, unausgegorene Ideen'', wie es heißt, schadeten
letztlich der Stadt.
Die Rochade, darin ist sich die SPD mit den bürgerlichen
Fraktionen durchaus einig, sei noch keineswegs eine endgültig
ausgemachte Sache, die Übernahme des Rathauses vom
Entgegenkommen des Landes abhängig.
Wie das Schelztor-Areal und das reichsstädtische Rathaus
genutzt werden können, dafür soll nun die Verwaltung
Vorschläge vorlegen. Auf der Gemeinderatsklausur im Juli wird
die Position der Stadt voraussichtlich festgeklopft.zir
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