StZ Stuttgart 22.04.1998

 

Stadträte zeigen sich angetan von Baugutachten

Das Rathaus soll modern und bürgerfreundlicher werden

Maßvolle Renovierung mit Rücksicht auf Denkmalschutz und Finanzen - Eingangsbereich, Foyer und Großer Sitzungssaal als Schwerpunkt

Der renommierte Stuttgarter Architekt Walter Belz hat zusammen mit seinem Team ein Gutachten erarbeitet, das er gestern erstmals dem Umwelt- und Technikausschuß des Gemeinderates vorstellte. Er möchte den ¸¸biederen Charme'' des Hauses verändern, wobei auf den Denkmalschutz, die Sicherheitsbelange und die Haushaltslage der Stadt Rücksicht genommen werden müsse. Die Gutachter wollen zwei Hauptmängel des Gebäudes ausgleichen. Erstens soll die ¸¸Ausgrenzung des alten Rathauses'' aufgehoben werden. Zweitens will Belz die unkoordinierten Baumaßnahmen der letzten 45 Jahre in ein Gesamtkonzept einpassen. Überdies will er den Brandschutz verbessern.

Durch die Erneuerung der gläsernen Hoffassade wollen die Planer Alt- und Neubau des Rathauses verbinden. Innenhof und Altbau sollen vom Foyer aus voll einsehbar sein. Die neue Glasfassade hätte einen erheblich besseren Wärmeschutz und böte Gelegenheit, durch den Einbau einer Heizung das alte Heizsystem im Foyer zu ersetzen. Dabei soll das äußere Erscheinungsbild weitgehend beibehalten werden. Die ¸¸Muffelatmosphäre'' im Foyer, so Belz, würde vom zusätzlichen Tageslicht vertrieben. Die Hallendecken müßten technischer Mängel wegen - unter anderem ist der Brandschutz nicht ausreichend - vollkommen erneuert werden. Ausstellungen im Foyer und das Aufstellen von Möbeln in den Fluren bewertet Belz aus Brandschutzgründen skeptisch. Im Innenhof sieht das Gutachten einen Baum, einen Brunnen und Pflasterung vor. Ideal sei es, wenn nur noch drei Autos gleichzeitig im Hof parken würden. Heute stehen dort Dienstwagen und Privatfahrzeuge der Führungsriege des Rathauses und wichtiger Besucher.

Für das neue Foyer will Belz gut sechs Millionen Mark verbauen. Die Umgestaltung des Informationsbereichs, der hinter der Eingangstür bleiben soll, wird nochmals mit einer knappen halben Million Mark zu Buche schlagen. Durch die Fassadenänderung wird der baulich isolierte Behindertenaufzug im Innenhof architektonisch integriert. Die Vorräume vor dem Büro des Oberbürgermeistersz sollen, auch mit Hilfe von Tageslicht, freundlicher gestaltet werden. Die Pflanzkübel an der Haupttreppe stören Belz ebenso wie die Bepflanzung des alten Rathausbrunnens. Mit dem Einbau eines elektronisch gestützten Informations- und Orientierungssystems wollen die Planer das Rathaus bürgerfreundlicher gestalten.

Der Umbau des Großen Sitzungssaals, geschätzte 4,7 Millionen Mark teuer, betrifft neben technischen Verbesserungen vor allem die Bestuhlung. Während fast alle anderen Vorschläge des Gutachtens von den Fraktionen im Umwelt- und Technikausschuß gutgeheißen wurden, sorgte dieser Punkt für Diskussion. Die Mehrheit bevorzugte eine fest installierte Bestuhlung. Rainer Kußmaul (SPD) plädierte für Stühle und Bänke, die für Veranstaltungen abmontiert werden können. Der Baubürgermeister Matthias Hahn sagte, noch in diesem Jahr werde in den zuständigen Gremien entschieden, mit welchem Teil der Sanierung begonnen werde. fu