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Eigentümer
machen Druck
Abriß der denkmalgeschützen Otto-Gebäude
beantragt
Der Schachzug soll Rückhalt für ein
Factory-Outlet-Center in Wendlingen bringen - Außer dem
Fabrikverkauf ist keine Nutzungsmöglichkeit in Sicht
WENDLINGEN, Kreis Esslingen. Ist vom Wendlinger Otto-Areal die
Rede, kommen Denkmalschützer ins Schwärmen: Bei der früheren
Textilfabrik handle es sich um eine ¸¸industriegeschichtlich
einmalige Anlage'', lautet der Befund der Experten. Von diesem Lob
freilich können sich die Eigner nichts kaufen, und erst recht
nicht die Wendlinger, die in den letzten Jahren von einer Vielzahl
von Firmenpleiten gebeutelt wurden. Ein Factory-Outlet-Center
(FOC) auf dem autobahnnahen Areal aber stößt auf
hinhaltenden Widerstand der Region, andere Nutzungen sind nicht in
Sicht, weshalb die Eigentümer jetzt den Abriß der
denkmalgeschützten Gebäude beantragt haben -
paradoxerweise mit dem Ziel, sie zu erhalten.
Hans Köhler, ehedem Wendlinger Schultes und jetzt Geschäftsführer
der Projekt-Entwicklungsgesellschaft Prorea, versteht die Welt
nicht mehr: Mit Engelszungen haben die Planer beim Verband Region
Stuttgart für die Genehmigung eines FOC geworben. 600 bis 700
Vollzeitarbeitsplätze sollten auf dem Otto-Areal entstehen,
wobei neben dem Fabrikverkaufs-Zentrum zusätzlich ein
Kinozentrum mit 1500 Plätzen, eine Discothek, ein Kultur- und
Veranstaltungszentrum sowie ein Fitneßzentrum, ein
Industriemuseum und zudem noch Büroflächen für
kreative und dienstleistende Berufe geplant waren. Wenn es nach
der Region geht, wird daraus nichts, eine detaillierte Begründung
ist gar nicht erforderlich: Wendlingen als Standort firmiert
lediglich als Kleinzentrum, und derartige Einrichtungen sind
planungsrechtlich nur in Mittel- oder allenfalls Unterzentren zulässig.
Ginge es nach der Kirchheimer CDU-Landtagsabgeordneten Gisela
Meister-Scheufelen, oder auch nach den CDU-Regionalräten aus
dem Kreis Esslingen, wäre diese Unterscheidung längst
hinfällig. Statt dessen sollte über Projekte wie das FOC
ohne Rücksicht auf die formale Einstufung des Standorts im
Einzelfall entschieden werden, meinen die Kritiker. Doch die
seRechtslage kann nur der Landtag ändern - und dessen Votum
kommt für das Wendlinger Vorhaben womöglich zu spät.
Würde tatsächlich geprüft, ob das
Factory-Outlet-Center den Einzelhandel in den Nachbarkommunen gefährdet,
wie vielfach befürchtet, dann rechnet Köhler mit einem
positiven Votum. In den USA und europäischen Nachbarstaaten
sei längst bewiesen, daß die befürchteten
schwerwiegenden Auswirkungen auf den umgebenden Einzelhandel
ausblieben. Jüngste Untersuchungen hätten sogar ergeben,
daß ein FOC positive Impulse für das wirtschaftliche
Umfeld habe. Blockiere die Region Stuttgart den Fabrikverkauf, so
müsse sie zudem damit rechnen, daß entsprechende
Einrichtungen eben jenseits der regionalen Grenzen entstünden.
Hans Köhler hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben, daß
sich die Argumente der FOC-Befürworter doch noch durchsetzen.
Schließlich habe der Wendlinger Gemeinderat das Vorhaben
mehrheitlich befürwortet, und die Region habe, in punkto
Messe, einen planungsrechtlichen Sündenfall längst
hinter sich: Schließlich dürfe ein solches Projekt
formal nur in einem Oberzentrum, also Stuttgart, und damit eben
nicht in Leinfelden-Echterdingen, realisiert werden. Im Zweifel,
meint auch Wendlingens Bürgermeister Andreas Hesky, bleibe
sonst nur der Abriß des Industriedenkmals. Um das zu
erhalten, so das Kalkül der Eigner, werde man die
planungsrechtlichen Vorgaben womöglich überdenken.zir
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