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Landeskonservator warnt vor Verfall von
Denkmälern. Sanierung großer Projekte zehrt fast alle Mittel
auf - Kleinere Reparaturen haben minimale Chance auf Förderung - Gutachten
kaum mehr finanzierbar
mag. STUTTGART. Nach zwei Jahren Sparkurs der
Landesregierung droht der Denkmalpflege in Baden-Württemberg nicht
wiedergutzumachender Schaden. "Ich bin in Sorge um die Kulturlandschaft im
Südwesten'', sagte der Präsident des Landesdenkmalamtes, Dieter
Planck, in einem Gespräch mit der "Stuttgarter Zeitung''. Weil seit zwei
Jahren die Fördermittel um die Hälfte auf 30 Millionen Mark
verringert wurden, könnten neue Hilfszusagen nicht mehr gemacht werden.
Die verbleibenden Gelder würden hauptsächlich durch laufende
Sanierungsmaßnahmen großer Projekte verschlungen wie beispielsweise
die Erhaltung und Erneuerung von Kloster
Neresheim, des ehemaligen Zisterzienserklosters Bronnbach bei Wertheim, dem
Ulmer oder dem Freiburger Münster. Leer gehen im Augenblick vor allem die
"kleinen'' Denkmaleigentümer aus, die auf Jahre hinaus keine Chance der
finanziellen Unterstützung haben.
"Man kann wohl eine Zeitlang sparen'', bemerkte Planck,
"dann kommt aber der Zeitpunkt, an dem es an die Substanz geht.'' Nachdem die
Denkmalpflege im Lande zwanzig Jahre höchsten Stellenwert genossen habe,
sei das politische Interesse dafür merklich geringer geworden. Das
drücke sich deutlich in der Halbierung der Fördermittel aus, die im
Südwesten nicht aus Steuereinnahmen, sondern aus Lottogeldern finanziert
werden. Schlimmer komme es jedoch mit dem Denkmaletat 1998, bei dem die
Regierung 20 Prozent mit einem Sperrvermerk versehen hat. ¸¸Wir
haben dieses Jahr bereits das Geld bis zum Jahr 2001 ausgegeben'', betonte
Landeskonservator
Franz Meckes, Chef der Baudenkmalpflege. Dabei handelt es sich um
Verpflichtungsermächtigungen, bindende Zusagen der Behörden auf
finanzielle Unterstützung eines Vorhabens.
"Eigentlich haben wir für dieses Jahr überhaupt
kein Geld mehr zum Ausgeben'', beklagte Planck. Die Sparmaßnahmen treffen
neben den Denkmaleigentümern aber auch das gesamte Umfeld, angefangen bei
den Archäologen, endend bei den Gutachtern und anderen Spezialisten. Das
ist für den Denkmalchef besonders bitter, weil dieses "Umfeld'' in den
Denkmalämtern anderer Bundesländer Teil der Behörde ist und
daher permanent verfügbar. Gerade bei schwierigen Fällen brauche man
immer wieder gutachterlichen Rat, um dem Denkmaleigentümer eine akzeptable
Lösung anbieten zu können. Diese Beratertätigkeit falle nun
meist weg.
Vor diesem Hintergrund gewährt Franz Meckes den
Bittstellern landesweit nur noch minimale Bewillungsbescheide für eine
Bezuschussung in der Zukunft. Verschiedene Bittsteller mußte Planck in
den letzten Tagen abweisen und erntete dabei nur Unverständnis. Jahrelang
hatte sich beispielsweise der Renchener Bürgermeister für den Erhalt
und den Kauf des historischen Simplicissimus-Hauses eingesetzt. Jetzt, da er
dafür staatliche Mittel braucht und diese vor dem Gemeinderat und den
Bürgern seines Ortes auch als Anerkennung seines Engagement sähe, ist
der Zuschußtopf leer. Mit den Worten, "damit dürfte das Thema
Denkmalschutz in Renchen gestorben sein'', verabschiedete sich der
Bürgermeister. "Und was sollen wir beispielsweise in Salem machen?''
fragte Meckes. Dort bröselt die kostbare Bauzier an der Fassade des
früheren Zisterzienserklosters. Der Eigentümer, der Markgraf von
Baden, kann die Millionen dafür nicht aufbringen. "Im Augenblick
könnte man die Originale noch retten, in fünf Jahren nicht
mehr.''
Die Denkmalpolitik, lange Zeit auch Aushängeschild
der Landesregierung, sei an einem Punkt angelangt, an dem sie das zu verspielen
droht, was in zwei Jahrzehnten aufgebaut wurde, betonte Präsident
Planck.
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