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Kritik an Denkmalschutz
SPD und Grüne fordern besseres Konzept von der
Landesregierung
mag. STUTTGART. Als ¸¸verantwortungslos'' hat der Grünen-Abgeordnete
Winfried Kretschmann die Denkmalpolitik der Landesregierung
hingestellt und dem Wirtschaftsministerium vorgeworfen, mit seiner
Kürzung der Fördermittel um die Hälfte auf 30
Millionen Mark jährlich eine Stütze der regionalen
Wirtschaftsförderung zu zerstören.Um einer möglichen
Fehlentwicklung in der Denkmalpolitik gegensteuern zu können,
hatte die SPD-Fraktion im Landtag bereits im Herbst 1996 den
Minister um Auskunft über die Auswirkungen der Sparmaßnahmen
aufgefordert. Darüber hat der Landtag gestern kurz und heftig
diskutiert.
In dem Bericht räumt Wirtschaftsminister Walter Döring
(FDP) ein, daß durch die Halbierung der Förderquoten
zur Konsolidierung des Staatshaushaltes ¸¸die Aufgaben
der Denkmalpflege nur noch in begrenztem Umfang zu bewältigen
sind''. Er forderte daher zu einer denkmalpflegerischen Prioritätensetzung
auf, nämlich auf Objekte, die ohne umgehende finanzielle
Unterstützung des Landes unwiederbringlich unterzugehen
drohten. Da in absehbarer Zeit keine Abhilfe in Aussicht stehe,
rechnet Döring auch im Bereich der Archäologie damit, ¸¸daß
wichtige Fundstellen mit wertvollen Funden und großer
wissenschaftlicher Bedeutung ohne Dokumentation und Erforschung
zerstört werden''. Das bedeute einen hohen Verlust für
die Landesgeschichte.
Auch die Folgen der Mittelkürzung wurden vom Ministerium
beim Namen genannt: Insbesondere im mittelständischen
Baugewerbe seien Arbeitsplätze in nicht unerheblichem Maße
gefährdet. ¸¸Bei Spezialfirmen und Restauratoren,
die primär im denkmalpflegerischen Bereich tätig sind,
kam es bereits zu ersten Betriebsschließungen.''
Beim Denkmalschutz sei es fünf Minuten vor zwölf,
betonte der SPD-Abgeordnete Claus Schmiedel und forderte die
Regierung auf, ein Konzept vorzulegen, wie es besser werden soll.
Rosely Schweizer (CDU) zeigte sich froh darüber, daß
nicht mehr ¸¸jeder Schuppen'', der vor 1900 gebaut
wurde, unter Denkmalschutz gestellt werde, und auch
Friedrich-Wilhelm Kiel (FDP) sprach von übertriebenem
Denkmalschutz in der Vergangenheit. Trotz Kürzungen,
postulierte das Ministerium, sei dies nicht das Ende des
Denkmalschutzes in Baden-Württemberg.
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