|
Ludwigsburg
ist um eine Attraktion reicher
Restauriertes Schloßtheater sorgt das ganze Jahr für
Bühnenzauber
Nicht nur ein exklusiver Treffpunkt für die Schloßfestspiele
- Sonderführungen geplant - Am 19. September eröffnet im
Riesenbau ein Theatermuseum
LUDWIGSBURG. Das für 12,5 Millionen Mark aus der
Landeskasse restaurierte Ludwigsburger Schloßtheater wird
kein exklusiver Treffpunkt für die wenigen Kunstfreunde sein,
die das Glück haben, in den Sommermonaten Karten für
Festspielaufführungen zu ergattern. Bühne und
Zuschauerraum sind künftig fester Bestandteil der Präsentationen,
die das Residenzschloß Ludwigsburg seinen Besuchern aus nah
und fern bieten kann. Das hat Finanzminister Gerhard
Mayer-Vorfelder anläßlich der festlichen Übergabe
der restaurierten Spielstätte angekündigt.
War es am Freitag abend nur eine handverlesene Schar von
dreihundert Gästen, die nach fast vierjähriger Bauzeit
den klassizistischen Zuschauerraum betreten und Verwandlungen auf
der europaweit ältesten, noch voll funktionstüchtigen
Barockbühne bestaunen durfte, so drängten am Samstag und
Sonntag beim ,,Tag der offenen Tür'' große Scharen von
Besuchern ins neue Theater, um sich die bei der Restaurierung
geleistete exzellente handwerkliche Arbeit anzuschauen oder um
sich die 240jährige Geschichte des Rangtheaters erläutern
zu lassen.
Auch in Zukunft wird es immer wieder Gelegenheit geben, dieses
Bau- und Kulturdenkmal von europäischem Rang zu bestaunen. In
den Sommermonaten sind hier die Ludwigsburger Schloßfestspiele
fest etabliert. Für sie ist das kleine Theater etwas ganz
Besonderes: Seit 1972 haben die Festspiele hier regelmäßig
weithin beachtete Opernproduktionen gezeigt. Diese Tradition wird
künftig fortgesetzt. Im September bringen Wolfgang Gönnenwein
und sein Team noch einmal die ,,Zauberflöte'' in jener
Inszenierung von Axel Manthey, mit der sich die Festspiele vor der
Theaterrenovierung vor sechs Jahren vom Publikum verabschiedet
haben. Die Opernaufführungen setzen den Schlußakkord im
Spielplan. Davor gibt es eine Reihe von Veranstaltungen mit Tanz,
Musik, Rezitationen und Vorträgen. Bei einem begrenzten
Angebot von rund dreihundert Plätzen gibt es viele tausend
Interessierte, die vergeblich darauf hoffen, dieses kleine Schloßtheater
zu erleben.
Sie sollen nicht vor verschlossenen Türen stehen. Die Schloßverwaltung
erweitert ihr reguläres Führungsprogramm und die
beliebten Sonder- und Themenführungen um das Theater. In den
Wintermonaten werden Teile der historischen, für 1,6
Millionen Mark restaurierten Kulissen aufgezogen und den
Zuschauern erläutert. Diese Kulissensammlung, die weltweit größte
aus dem 18. und 19. Jahrhundert erhaltene Bühnenausstattung,
darf aus konservatorischen Gründen für die Aufführungen
der Festspiele nicht genutzt werden. Künftig wird es im
Theater auch Spezialführungen geben, bei denen die
historische Bühnentechnik zum Einsatz kommt: Sekundenschnelle
Verwandlungen, Donner, Blitz und Wind - alles so ausgeführt,
wie vor mehr als zweihundert Jahren bei höfischem
Kulissenzauber üblich.
Am 19. September wird neben der Spielstätte, im
angrenzenden Riesenbau, eine Theaterausstellung eröffnet.
Hier sind Teile der historischen Bühnendekoration zu sehen
und es gibt Erläuterungen zur Theater- und Baugeschichte.
Auch das von Martin Bohle (Vaihingen) im Maßstab 1:15
gefertigte Theatermodell ist hier zu sehen, an dem nicht nur die
Konstruktion des Bühnenhauses, sondern auch die gesamte
Arbeitsweise der historischen Bühnentechnik einschließlich
der Theatereffekte vorgeführt werden kann.
Mit dem kleinen Schloßtheater ist Ludwigsburg um eine große
Attraktion reicher geworden. orn
|