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Köngener
Denkmalschutzprojekt wird immer teurer
Schloß strapaziert die Gemeindefinanzen
Bestandssanierung soll jetzt bis zum Jahresende abgeschlossen
sein - Zeitpunkt für Nutzung steht in den Sternen
KÖNGEN. Die Tumben von Neuburg, einst Herren im Köngener
Schloß, haben ihren bürgerlichen Nachfahren ein teures
Erbe hinterlassen: Die Gemeinde, seit einigen Jahren Eignerin des
ausgangs des 14. Jahrhunderts erstmals urkundlich erwähnten
Herrensitzes am westlichen Rand des alten Ortskerns, muß ständig
tiefer in ihr längst nicht mehr prall gefülltes Säckel
greifen, um das alte Gemäuer zu sanieren. 15 bis 16 Millionen
Mark sind für die Totalsanierung veranschlagt, auf mehr als
sechs Millionen belaufen sich mittlerweile die geschätzten
Kosten allein für die Sicherungssanierung, die einen weiteren
Verfall des arg heruntergekommenen Gebäudes verhindern soll.
Ursprünglich war dafür gut eine Million weniger
veranschlagt, doch der alte Adelssitz hält für die
Sanierer ständig neue Überraschungen bereit.
Jetzt mußte Köngens Rathauschef Hans Weil seine
Ratsherren und -damen erneut um einen Nachschlag für das
denkmalschützerische Großprojekt bitten: Die
Wiederherstellung der 70 Fenster des Schlosses wird
voraussichtlich um 70000 Mark teurer als vorgesehen, 15000 Mark
mehr kosten die komplizierten Arbeiten am Außenputz, für
die ein Bauphysiker engagiert werden soll. Billiger gehe es nicht,
betonte Ortsbaumeister Georg Barner auf kritische Anfragen aus der
Ratsrunde. Die Anbringung des Putzes sei eine diffizile
Angelegenheit, bei der es auf die exakt richtige Mischung vor
allem da ankomme, wo neuer Putz auf die alte Substanz aufgetragen
wird. Sonst seien spätere Schäden nicht auszuschließen,
berief sich Barner auf den Bauleiter, den Nürtinger
Architekten Frank Hihn. Für die Sanierung der Fenster hätten
nur zwei von sieben angesprochenen Unternehmen überhaupt ein
Angebot abgegeben - auch wegen der schwierigen Aufgabenstellung,
vermutet Barner. Schließlich gelte es einerseits, so viel
alte Substanz wie möglich zu erhalten, andererseits aber auch
mit Isolierglasscheiben modernen Wärmeschutzstandards zu genügen.
Bis zum Ende des Jahres, mutmaßt der Ortsbaumeister, werde
die Grundsanierung abgeschlossen sein, das ist zwölf Monate
später als vorgesehen. Die Verzögerung führt Barner
auf den schlechten baulichen Zustand des Schlosses zurück,
der sich in vollem Unfang erst bei der Sanierung herausgestellt
habe. ¸¸Fast ein Wunder'' sei es nachträglich
gesehen, daß das Gebäude überhaupt stehen
geblieben sei.
Bis Ende kommenden Jahres soll sich das Schloß laut Barner
¸¸äußerlich wieder stimmig'' präsentieren.
Der weitere Fortgang der Sanierung hängt davon ab, wie die
Steuergelder bei der Gemeinde und die Zuschüsse des
Landesdenkmalamts fließen. Pläne für die künftige
Nutzung gibt es zuhauf: So soll der alte Rittersaal künftig für
festliche Gelegenheiten genutzt werden, im Gewölbekeller
sollen Jazzkonzerte, rustikale Abende oder Vortragsveranstaltungen
stattfinden, und die frühere Kapelle könnte als
Begegnungszentrum für das benachbarte Seniorenheim genutzt
werden. Das obere Geschoß des Schlosses will die Gemeinde
als Büros für Freiberufler vermieten.zir |