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Ansiedelung
in Hohenheim macht Probleme
Mieter wollen Villa nicht für Privatuniversität räumen
Betroffene Professorenfamilien verärgert: Bisher offiziell
noch nicht von Beschluß informiert - Stadt setzt auf ¸¸einvernehmliche
Lösung'' / Von Inge Jacobs
Liza G. kann es nicht fassen, daß in der Wohnung, in die
sie vor zwei Jahren mit ihrem Mann und den beiden schulpflichtigen
Kindern hingezogen ist, demnächst Studenten der geplanten
Privatuni hier ihre Vorlesungen hören sollen. Auf Anfrage
berichtet die Frau eines Hohenheimer Professors, daß weder
ihre noch die andere, im Haus wohnende Professorenfamilie bisher
von offizieller Seite von dem Standortbeschluß für die
Privatuni informiert worden sei. Lediglich um die Faschingszeit
herum habe der Hohenheimer Unikanzler Elgar Roedler die beiden in
der unter Denkmalschutz stehenden ¸¸Präsidentenvilla''
wohnenden Familien darauf hingewiesen, daß sie sich möglicherweise
auf einen Umzug einrichten müßten. Alles andere hätten
sie aus der Zeitung erfahren. Um der Kinder willen, die gerade Fuß
gefaßt hätten, wolle man nicht schon wieder umziehen,
argumentiert Liza G. Zudem habe das Staatliche Vermögens- und
Hochbauamt Stuttgart als Vermieter sich ein auf mindestens zehn
Jahre angelegtes Mietverhältnis ausbedungen, man selbst habe
daraufhin einiges in die 230 Quadratmeter große Wohnung
investiert. Aus Rücksicht auf das Privatuni-Projekt, das sie
und ihr Mann für durchaus wünschenswert hielten, auch
seine Ansiedelung in Stuttgart, hätten sich die Familien
bisher trotz ihrer Verärgerung zurückgehalten. Aber als
Mieter wollten sie sich im Rahmen des geltenden Mietrechts ¸¸schon
wehren''. Liza G.: ¸¸Es wäre höchste Zeit, daß
mal irgend jemand mit uns redet.''
Volkmar Mürdter, stellvertretender Leiter des Staatlichen
Vermögens- und Hochbauamts, berichtet auf Anfrage, bisher sei
das Amt noch nicht damit beauftragt worden, die Mietverhältnisse
zu kündigen. Dies sei rechtlich wohl auch wenig erfolgreich.
Stattdessen werde nun wohl eine einvernehmliche Lösung mit
den Familien ¸¸im Zuge eines vernünftigen Auflösungsvertrags''
angestrebt. Wenn dies geschehen sei, benötige man noch eine
Zweckentfremdungsgenehmigung. Dies sei Sache der Stadt. Am
Mittwoch sollen Details in der Zusammenarbeit zwischen Privatuni
und Stadt geklärt werden.
Ein weiteres Problem sei, daß das Gelände in der
Nachbarschaft der ¸¸Präsidentenvilla'', auf dem die
Stadt später die Neubauten für die Privatuni bauen will
(wir berichteten), unter Landschaftsschutz stehe. Dies bedeute ein
Bauverbot. Bisher, etwa als das Land sein eigenes Gelände
habe bebauen wollen, habe die Stadt den Landschaftsschutz sehr
ernst genommen und sich gegen eine Nutzungsänderung
ausgesprochen. - Der Landschaftsschutz ist aus Sicht von Reinhard
Schlossnikel, dem Leiter der Stabsstelle des Oberbürgermeisters,
nicht das größte Problem. Denn der Gemeinderat habe
bereits bei seinem ersten Beschluß zur Privatuni grundsätzlich
sein Einverständnis zu Neubauten in Nachbarschaft zur Präsidentenvilla
signalisiert. Zwar könne man Einsprüche gegen einen
Eingriff ins Landschaftsschutzgebiet nicht ausschließen, das
werde aber, so Schlossnikel, ¸¸sicher keine solche Hängepartie
wie die Messe''. Schlossnikel versichert, ein Hochhaus werde an
dieser Stelle nicht gebaut, und man werde bei der Bebauung
besonders auf die Landschaftsverträglichkeit achten. Bisher
ziehen dort, auf dem sogenannten Grabeland, Stücklesbesitzer
ihr Gemüse. Sie hätten jedoch alle nur kurzfristige
Pachtverträge.
Auf die insgesamt 500 Quadratmeter große Villa wolle man
wegen ihres Ambientes nur ungern verzichten. Sie sei ¸¸wünschenswert,
aber nicht lebenswichtig für die Privatuni'', so
Schlossnikel. Falls die Villa aber zum Studienbeginn im Herbst
1999 nicht beziehbar sein sollte, müsse der Studienbetrieb für
die privaten Studenten eben wie die Verwaltung der Privatuni auch
im Plieninger Bezirksrathaus starten - oder in Seminar- und
Vorlesungsräumen der Uni Hohenheim. Schlossnikel: ¸¸Hier
wird man im ersten Jahr ein bißchen improvisieren müssen.''
Im Laufe des Jahres 2000 werde die Stadt den ersten, 2000 bis 3000
Quadratmeter großen Bauabschnitt für die Privatuni
fertigstellen, im Endausbau sollen es um die 6000 Quadratmeter
sein. - In punkto Villa wolle OB Schuster sich demnächst mit
den Mietern zusammensetzen und ihnen eine einvernehmliche Lösung
vorschlagen. |