Sanierung
hat begonnen
"Der Ochsen wird ein Schmuckstück" Auf
diesen Moment haben die Obertürkheimer lange gewartet. Endlich
hat die Renovierung des Ochsens, der Traditionsgaststätte im
Zentrum, begonnen. Damit kommt die vor mehr als 20 Jahren gestartete
Ortskernsanierung zum Abschluß. ¸¸Die Warterei hat
nun ein Ende'', freut sich Bezirksvorsteher Gerhard Dickert. ¸¸Der
Ochsen wird sicher ein Schmuckstück.''
Um das Schicksal des Gebäudes ist lange gerungen worden.
Seit den 60er Jahren, so Dickert, wurde in das einst schmucke und
mehr als 400 Jahre alte Bauwerk kaum investiert. An der Fassade
und den Innenräumen nagte der Zahn der Zeit. Der Vorbesitzer
wollte den Ochsen nicht auf eigene Kosten aufmöbeln. Er
hoffte, ihn im Tausch gegen eine andere Gaststätte der Stadt überlassen
zu können. Diese erwarb das Gebäude schließlich,
um es im Dezember 1996 an die Feuerbacher Immobiliengesellschaft
Nanz und Partner zu veräußern. Sie wird in den
kommenden zwölf Monaten aus der Gaststätte ein Wohn- und
Geschäftshaus machen. Acht Eigentumswohnungen und zwei
gewerbliche Bereiche im Erdgeschoß sind geplant. Auch ein örtlicher
Zahnarzt will hier seine Patienten behandeln. ¸¸Wir
konnten jetzt die Sanierung starten, weil die meisten Wohnungen
nun verkauft sind'', sagt der Geschäftsführer der
Immobiliengesellschaft, Jürgen Fischer.
Etwa drei Millionen Mark werde der Umbau kosten. Zirka ein
Drittel davon steuert die Stadt aus Mitteln des Bund-Länder-Programms
zur städtebaulichen Erneuerung bei.
Momentan wird das Gebäude ausgebeint. Das Dach kommt
runter, Wände und Böden müssen teilweise wegen des
neuen Zuschnitts entfernt werden. In den nächsten Tagen wird
auch der Putz der Fassade abgeklopft. Darunter wird ein reich
verziertes Renaissance-Fachwerk vermutet. Dessen Freilegung
zumindest zur Augsburger Straße hin wünscht sich der
Bezirksbeirat. Eine Entscheidung fällt aber erst in einigen
Wochen, wenn das Landesdenkmalamt die Balken begutachtet hat.
Dickert hatte auch gehofft, daß eine neue Wirtschaft die
alte Tradition belebt. Denn der Ochsen war lange Zeit das erste
Haus am Platz. Schon eine Urkunde von 1551 erwähnt das
Wirtshaus. 200 Jahre später erscheint es auf einer Zeichnung
bereits in seiner heutigen Form. Später wurden Stallungen und
Wirtschaftsräume angebaut. Dann soll das Haus als sogenannte
Schildwirtschaft gedient haben. Die Kuriere und Pferde der Post
haben sich hier gestärkt. Im 19. Jahrhundert wurde außerdem
ein Tanzsaal im Obergeschoß eingerichtet.
¸¸Die Stadt hätte diesen Charakter des Gebäudes
gerne erhalten'', sagt Hans-Reinhard Schäfer, Leiter des Amts
für Stadterneuerung. Ein Weinlokal im Kellergewölbe sei
ebenso ins Auge gefaßt worden wie die Einrichtung eines Cafés.
Doch die Nachfrage war nicht entsprechend. Die Wohnungen im
Obergeschoß wären dann nur schlecht zu vermarkten
gewesen.rau |