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Nur
etwa ein halbes Dutzend Gebersheimer erwerben Bürgerfonds-Anteile
Rettungsaktion für das Alte Rathaus ist geplatzt
Jetzt soll das heruntergekommene denkmalgeschützte Gebäude
komplett an Privatleute verkauft werden - Verkehrswert wird auf rund
200.000 Mark taxiert
LEONBERG. ¸¸Wir haben's versucht'', resümiert
Gebersheims Ortsvorsteher Wolfgang Kühnel, ¸¸aber
es hat unterm Strich nicht gereicht.'' Einstimmig hat der
Ortschaftsrat des Leonberger Stadtteils einen Schlußstrich
unter die etwas ausgefallene Rettungsaktion für das
heruntergekommene Alte Rathaus gezogen und damit das Ende des
hoffnungsvoll angepeilten steuersparenden ¸¸Bürgerfonds
Altes Rathaus'' eingeläutet. Die Idee war bestechend: Gut
verdienende Gebersheimer sollten Gesellschaftsanteile fürs
Sanierungsobjekt Altes Rathaus erwerben. Gedacht war an
5000-Mark-Tranchen. Solche Investitionen in schützenswerte
historische Bausubstanz honoriert der Fiskus mit reduzierten
Steuern. Umgekehrt entlasten sie das Stadtsäckel. Doch die
Gebersheimer trauten dem von Mitgliedern der drei
Ortschaftsratsfraktionen unter Regie eines Steuerberaters aus der
Taufe gehobenen ¸¸Bürgerfonds Altes Rathaus''
nicht. Von den zunächst angekündigten 18 Mitstreitern,
zu denen sich noch einige hinzugesellen sollten, trugen bis zur
Ortschaftsratssitzung lediglich ein knappes Dutzend ihr Scherflein
bei. Die anderen hatten es bei Ankündigungen belassen.
Auf dieser schmalen Basis wollten die zehn Gebersheimer
Ortschaftsräte die steuerreduzierende Rettung des Rathauses
freilich nicht in die Wege leiten. Die Entscheidung fiel ¸¸nahezu
einstimmig'', wie Kühnel berichtet. ¸¸Wenn nur ein
oder zwei gefehlt hätten'', so der Ortsvorsteher, ¸¸dann
hätte der eine oder andere Ortschaftsrat noch mitgemacht.''
Jetzt bleibt dem Ortsvorsteher nichts anderes übrig, als den
jüngsten Beschluß des Gebersheimer Ortschaftsrats ans
Leonberger Rathaus weiterzumelden.Dort ist die schlechte Nachricht
aus Gebersheim bereits durchgesickert. Rathaussprecherin Undine
Binder-Farr geht davon aus, daß das Gebersheimer Alte
Rathaus demnächst zum Verkauf an Privatleute ausgeschrieben
wird. So wie es vor Beginn der Bürgerfonds-Aktivitäten
geplant war. Der Rathausverwaltung liegt offenbar ein aus dem
Jahre 1992 stammendes Gutachten vor. Der Wert der denkmalgeschützten
Gebersheimer Immobilie wird dort samt Grund und Boden mit zirka
300.000 Mark angegeben. Diese Expertise müsse jetzt, sechs
Jahre später, natürlich überarbeitet werden, räumt
die Rathaussprecherin ein.
Damit steht die Stadt Leonberg als Eigentümerin des seit
Jahren leerstehenden Gebäudes in der Gebersheimer Ortsmitte
wieder an jenem Punkt, an dem sie der Ortschaftsrat abgeblockt
hatte. Schon mehrfach war das Alte Rathaus von der finanziell arg
gebeutelten Stadt zum Verkauf angeboten worden - ohne Erfolg.
Niemand war bereit, die als Verkehrswert taxierten rund 200.000
Mark für den ¸¸Stein des Anstoßes'' (Kühnel)
zu bezahlen. Auch andere Versuche, das nicht mehr genutzte, aus
dem 16. beziehungsweise 17. Jahrhundert stammende Gebäude mit
Leben zu füllen, scheiterten. So fehlte für eine
Dependance der Stadtbücherei im Alten Rathaus das nötige
Geld und für eine Obdachlosenunterkunft der Bedarf.
Nach den Vorstellungen des Bürgerfonds sollten die beiden
oberen Etagen jeweils zu Vierzimmerwohnungen ausgebaut und
verkauft oder vermietet werden. Das Erdgeschoß sollte von
der Volkshochschule oder von der Familienbildungsstätte
genutzt werden. Die Stadt hätte dem Bürgerfonds das Alte
Rathaus per Erbpachtvertrag auf 99 Jahre überlassen. Der
Fonds hätte 500.000 Mark in den Umbau des Baudenkmals
investiert. Dafür wären 350000 Mark von der Bank
geliehen worden. Die restlichen 150.000 Mark sollten an ihrem
Rathaus hängende Gebersheimer aufbringen. Ihre Denkmal-¸¸Verluste''
hätten sie über zehn Jahre hinweg steuermindernd geltend
machen können.zel |