Römerkastell
Rötelsee
Geschütztes
Denkmal
römisches Kleinkastell
Welzheim, Rems-Murr-Kreis; Baden-Württemberg (Deutschland)
Der Kastellort Welzheim
liegt am Ende des ungefähr 80 km langen, gradlinigen obergermanischen
Limesabschnittes.
Etwa
1,5 km nördlich vom Welzheimer West-Kastell liegt etwa 40 m
innerhalb des Limesgrabens das Kleinkastell Rötelsee. Das
konservierte Kastell liegt auf einer Anhöhe östlich der Straße
Welzheim - Gausmannsweiler und ist leicht über einen befestigten
Fahrweg etwa 500 m nördlich des Stadtrandes nach Osten zu
erreichen.
Vom Kleinkastell mit einer Innenfläche
von 324 m²; sind die Kastellmauern konserviert. Die hölzernen
Innenbauten sind mit Betonplatten im Grundriß angedeutet.
Im Auftrag der Reichslimeskommission
wurde das Kleinkastell von G. Sixt 1895 untersucht, wobei er die
Umfassungsmauer und das zum Limes, d.h. nach Osten weisende Tor
aufdecken konnte. 1974 untersuchte das Landesdenkmalamt
Baden- Württemberg dieses Kastell nochmals und konnte seinen
kompletten Grundriß samt der noch fast vollständig
nachweisbaren Innenbauten aufdecken. Damit wurde zum erstenmal der
gesamte Grundriß mit allen Innenbauten eines derartigen
Kleinkastells am obergermanischen Limes erfaßt.
Das
Kastell wird von einem Graben (Breite ca. 2 m)
umgeben, der unmittelbar vor dem Tor unterbrochen ist. Hier konnten
zwei ovale Gruben festgestellt werden, die möglicherweise zu
einer Verriegelung der Erdbrücke benutzt worden sind. Die
Kastellmauer (Breite ca. 1 m) war nur noch an
wenigen Stellen im aufgehenden Mauerwerk erhalten. Sonst konnte
lediglich das breitere Fundament freigelegt werden. Eine durchgehende
Reihne von Pfosten entlang der Mauerinnenseite läßt die
Deutung zu, daß sich hier ein durch Holzpfosten
getragener Wehrgang befand. Das von zwei Torwangen gebildete
Tor mündete in einen befestigten Innenhof, um
den sich ein hufeisenförmiges Holzgebäude
mit je drei Räumen und zum Hof hin überdachtem Gang befand.
Dieses Gebäude war das eigentliche Unterkunftshaus für die
Mannschaften. An der Stirnseite des Hofes wurde außerdem noch
eine große Feuerstelle aufgedeckt. Die geringe Breite der Mauern
läßt vermuten, daß diese Anlage möglicherweise
nur ein massives Fundament und einen Fachwerkaufbau besaß. Eine ältere
Anlage gab es nicht. Von dem Schwellenbau waren nur noch
zentimeterstarke Verfärbung erkennbar, die bei tieferem Pflügen
völlig zerstört worden wären.
Besonders
interessant ist, daß dieses späte Bauwerk am Limes nicht,
wie allgemein angenommen, in Stein, sondern daß die Innengebäude
und Teile der Befestigung in Holz errichtet wurden. Dies ist
bei zahlreichen Limeskastellen zu beobachten, in denen nur Haupt- und
Zentralbauten in Stein, die Kasernen aber auch weiterhin in
Holzbauweise errichtet wurden.
Wie die Kleinfunde, insbesondere die Keramik
zeigen, entstand dieses Bauwerk möglicherweise erst im späten
2. Jahrhundert und wurde bis zum Fall des obergermanischen Limes 260
n.Chr. benutzt.
Die Lage dicht bei den beiden in Welzheim
entdeckten Kastellen ist besonders auffallend. Vermutlich gibt es
einen Zusammenhang mit einem Durchgang durch den Limes,
den wir jedoch bisher nicht kennen. Die Funktion dieser kleinen Lager
ist nicht gesichert. Möglicherweise gehören sie zu einer
bestimmten Funktion innerhalb der Überwachungsaufgabe der Grenze.
In ihnen ist die Station für ca. 10-20 Soldaten
zu sehen. Im übrigen spielt sicher die beherrschende
Lage auf einer Anhöhe mit weitem Einblick in
das Freie Germanien und mit einem vorzüglichen Überblick
nach Norden eine entscheidende Rolle für die Anlage dieses
Kleinkastells.
Dieter Planck
Luftbild: © Otto Braasch - Text
nach: Die Römer in Baden-Württemberg (Stuttgart 1986) -
HTML-Redaktion: W.M.Werner
31. März 1997 - Für Anregungen oder
Fragen:
Wolfgang M. Werner
wmwerner@web.de
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