Archäologische Ausgrabung in Baden-Württemberg
Dritte Dimension römischer Gebäude
Villa rustica von Oberndorf-Bochingen
Seit einigen Jahren mehren sich Befunde, an
denen unmittelbar die dritte Dimension römischer Gebäude
ablesbar ist. Zu den Wänden eines großen Speicherbaus in
der Villa rustica Bietigheim-Weilerlen und eines
zweigeschossigen Stadthauses in Rottweil kommen nun
zwei Nebengebäude der Villa rustica von Oberndorf-Bochingen.
Innerhalb der ca. 3,5 ha umfassenden
Hofmauer konnten bisher ein zweiphasiges Hauptgebäude, das Bad
sowie zwei rechteckige Nebengebäude nachgewiesen werden. Vollständig
freigelegt ist erst der in der Ostecke des Hofareals
liegende, 10 m x 15 m messende Bau.
Luftbild
(Photo Otto Braasch)
Sensationell ist, daß die West- und
die Südwand mit allen Details waagerecht
umgeklappt im Boden erhalten blieben. Daraus läßt
sich ablesen, daß die Langseite des Gebäudes durch einen
5,5 m hohen Torbogen sowie zwei symmetrisch dazu liegende Fenster
gegliedert war. Überraschend ist die Wandhöhe von ca. 7 m.
Umgestürzte
Wand (27 kB JPEG)
Im Unterschied zur Süd-, West-, und
wohl auch der Nordwand sind die Ostwand und die Hofmauer nicht umgestürzt,
sondern zerfallen.
Unter dem Wandschutt des Gebäudes fand
sich das komplette Ziegeldach . Im Osten scheint es
vom noch relativ kompletten Dachstuhl gestürzt zu sein, im Westen
dagegen fanden sich zahlreiche Dachziegel im Gebäudeinneren.
Klar ist inzwischen die Abfolge der Zerstörung:
Nach Einsturz des Dachs muß die Hofmauer zusammengefallen sein,
eventuell stürzte die Ostmauer gleichzeitig ein. Wahrscheinlich
nach einer größeren zeitlichen Unterbrechung fielen dann
die Süd- und die Westmauer. Erstere lag einerseits auf dem
Schuttkegel der Hofmauer, andererseits fand sich zwischen Dachschutt
und Westwand ein klar ausgeprägter Schmutzhorizont.
Für ein zweites, größeres
Rechteckgebäude konnte in einem Testschnitt eine ähnliche
Situation nachgewiesen werden. Erdwiderstandsmessungen
deuten darauf hin, daß hier alle vier Wände nach außen
geklappt sind. Gegenwärtig lassen sich diese Befunde am ehesten
mit einem, wohl nach der Auflassung der Villa rustica erfolgten
Erdbeben erklären. Nur wenige Kilometer nördlich
verläuft der Zollerngraben, in dessen Bereich es auch in jüngster
Zeit noch Erdbeben mit erheblichen Gebäudeschäden gegeben
hat.
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24.11.1997 - Text: C.S. Sommer - HTML:
Wolfgang M. Werner
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