Stuttgarter Zeitung Südwestdeutsche Zeitung 7.1.1999



Die Kleindenkmäler im Land werden erfaßt

Der Alb-Donau-Kreis spielt den Vorreiter - Engagierte Bürger helfen dem Staat

BLAUSTEIN. Der Schwäbische Heimatbund will im Frühjahr eine Aktion zur Erfassung der Kleindenkmäler starten. Er beginnt im Alb-Donau-Kreis, wo Landrat Wolfgang Schürle seine volle Unterstützung zugesagt hat.

Von Dieter Kapff

Der Schwäbische Heimatbund kann dabei auf die Mithilfe des Schwäbischen Albvereins und des Schwarzwaldvereins zählen. Die Vereinsmitglieder wollen bei Wanderungen und Spaziergängen durch Feld und Flur, aber auch in Wäldern und Ortschaften die Augen offen halten und Kleindenkmäler wie Steinkreuze, Grubbänke und Grenzsteine auffinden und mit Foto und genauer Lageangabe sowie Beschreibung in ein Formblatt aufnehmen.
Ziel der großen Bestandsaufnahme, in die auch Jugendliche eingebunden werden sollen, ist es, die Alltagsgeschichte, die Lebensweise und die Glaubenswelt unserer Altvorderen, wie sie in den vielgestaltigen Kleindenkmälern anschaulich wird, wieder lebendig werden zu lassen. Verständnis und Wissen um die Bedeutung und die Eigenart heimatgeschichtlicher Zeugen hilft, sie zu erhalten. Das Bewußtsein zu stärken schützt die Kleindenkmale besser vor unbeabsichtigter, schleichender Zerstörung, aber auch vor Diebstahl durch rücksichtslose ¸¸Andenkensammler''.
Wenn die Inventarisierung im Alb- Donau-Kreis abgeschlossen ist, will Landrat Schürle den Ertrag als reich illustriertes Verzeichnis der Kleindenkmäler in Buchform herausgeben. Der Anfang der Arbeit ist schon gemacht: Die Gemeinde Blaustein, eine der 55 Kommunen im Kreis, besitzt bereits ein vollständiges Inventar. Westerheim hat schon alle Feldkreuze auf seiner Gemarkung erfaßt.
Die Aufgabe, die sich der Schwäbische Heimatbund gestellt hat, ist groß. Man schätzt, daß es zum Beispiel allein im Kreis Biberach rund 2.700 Kleindenkmäler gibt. Es ist deshalb klar, daß das Landesdenkmalamt mit seinem geringen Personalbestand die ihm nach dem Denkmalschutzgesetz zufallende Aufgabe gar nicht alleine lösen kann. Im Denkmalamt werden zudem im Bereich der Inventarisation derzeit andere Prioritäten gesetzt. Zuerst einmal müssen die Baudenkmäler in einigen bisher unbeachtet gebliebenen Kreisen erfaßt werden. So schwindet von Jahr zu Jahr die Zahl der liebenswerten, merkwürdigen und manchmal rätselhaften Zeugen der jüngeren Vergangenheit im Lande. Unachtsamkeit, Unverständnis, auch böser Wille zerstören oder beseitigen sie.

Das Landesdenkmalamt begrüßt daher die Initiative des Schwäbischen Heimatbundes und das Engagement der vielen ehrenamtlichen Helfer aus den Vereinen. Wenn die Aktion über den Alb-Donau-Kreis hinaus landesweit ausgedehnt werden soll, muß freilich eine Koordinationsstelle eingerichtet werden. Es ist geplant, dafür einen geeigneten Mitarbeiter über eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme einzustellen. Außerdem wird angestrebt, auch die Forstverwaltung im Land in die große Bestandsaufnahme einzubeziehen, da die Förster im allgemeinen über gute Ortskenntnisse in ihrem Revier verfügen.

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