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Ein Kloster erstrahlt in silbernem Glanz
Bürgerinitiative in Horb erhält höchste deutsche Auszeichnung
für Denkmalschutz
Noch vor vier Jahren drohte dem einstigen
Franziskanerinnenkloster von Horb,
einem eindrucksvollen Bauwerk aus dem 13. Jahrhundert, der Abbruch. Doch kurz
bevor der Abrißtrupp anrückte, haben sich geschichtsbewußte
Bürger zur Rettung des Kulturdenkmals zusammengetan.
VON HELMUT ENGISCH
Inzwischen ist das Kloster von Grund auf saniert und wird
sich 1999 als Kulturzentrum präsentieren. Für seine
"außerordentlich erfolgreiche und vorbildliche Arbeit'' wird jetzt der
"Förderverein Kloster e.V.'' vom
Deutschen
Nationalkomitee für Denkmalschutz mit der "Silbernen Halbkugel''
geehrt, der höchsten deutschen Auszeichnung auf diesem Gebiet. Mehr
als ein Jahrzehnt kannten die Horber ihr einstiges Kloster als ein
bröckelndes Relikt, von einem Korsett aus Stahlseilen notdürftig
zusammengehalten und von mächtigen Holzstämmen gestützt. So
hinfällig war das einstige Domizil der Franziskanerinnen, daß es
selbst den Stadträten "mulmig'' wurde angesichts des historischen
Erbstücks. Es drohte immerhin von seinem erhabenen Standort am Rand der
Oberstadt abzurutschen ins Tal des Grabenbachs. Und als Oberbürgermeister
Michael Theurer am 30. Dezember 1994 dem Gemeinderat mitteilen mußte,
daß der Statiker allenfalls noch für drei Monate Standfestigkeit
garantiere, war die Entscheidung überreif. Indessen hatten sich zu jener
Zeit schon geschichtsbewußte Bürger der Neckarstadt für die
Erhaltung des Kulturdenkmals stark gemacht. So fiel es dem Gemeinderat -
angesichts drohender Abbruchkosten von 700.000 Mark - nicht schwer, für
den Erhalt zu stimmen. Nach einer Informationsveranstaltung mit
Landeskonservator Franz Meckes vom
Denkmalamt
ermannten sich 60 Horber zur Gründung eines Fördervereins, der heute
mehr als 400 Mitglieder zählt. Diese Bürgerinitiative verpflichtete
sich gegenüber den Zuschußträgern (Land,
Denkmalamt und
Denkmalstiftung), für gut eine halbe Million der auf
insgesamt fünf Millionen veranschlagten Sanierungskosten geradezustehen.
Durchaus ein Wagnis, doch die Vision von einem Kulturzentrum in historischem
Ambiente erwies sich bald als mächtiger Katalysator
bürgerschaftlicher Aktivität. Während die Archäologen
den Baugrund des Klosters erforschten und dabei Stadtmauerreste von 1250
entdeckten, wurden zugunsten der Sanierung die "Horber Ritterspiele''
organisiert, gab es Benefizkonzerte und Klosterfeste, ermunterte der OB die
Gäste zur Feier seines 30. Geburtstages zur klösterlichen
Solidarität, die 18.000 Mark einspielte, und füllte sich das
Vereinskonto dank diverser weiterer Spenden. Doch noch werden 250.000 Mark
gebraucht. Und da baut Vereinsvorstand Alfred Seifriz auch auf die
"Unterstützung der Industrie''. Vor allem im Blick auf das erste
Obergeschoß des Hauses, für das noch ein Mieter gesucht wird.
Unabhängig davon wird das örtliche soziokulturelle Zentrum "Projekt
Zukunft'' im Frühjahr 1999 bereits seine Kleinkunstbühne samt
Kulturkneipe im Kloster bespielen. In Hochstimmung aber sind die
Vereinsmitglieder schon jetzt.
Am 30. November 1998 nahm der OB auf
Schloß Albrechtsberg in Dresden die "Silberne Halbkugel'' in
Empfang.
Bearbeitet 22.11.2002 |